Der „MaKo-2020-Start verläuft holprig“ titelte die ZfK Ende 2019 – und damit lassen sich die Herausforderungen für viele Stadtwerke und Co. fast schon auf den Punkt bringen. Der Begriff Marktkommunikation beschreibt zwar im Grunde „nur“ den Datenaustausch der Akteure des Energiewesens untereinander, doch die Auswirkungen für die – oftmals in die Jahre gekommenen – IT-Systeme ist immens. Die Energieversorger haben in Mammutprojekten zeitliche und finanzielle Ressourcen verbraucht, um die Vorgaben der Mako 2020 fristgerecht umzusetzen. Doch von Atempause keine Spur: Die Anpassungen für die MaKo 2022 stehen bereits vor der Tür. Was viele Unternehmen nicht wissen: mit dem Umstieg auf eine SaaS-Billing-Lösung wie powercloud erfolgt die Umstellung auf zukünftige MaKo-Änderungen praktisch über Nacht.
Gemäß dem Messstellenbetriebsgesetz sollen künftig alle mithilfe eines intelligenten Messsystems erhobenen Messwerte dezentral gespeichert, aufbereitet und von dort aus sternförmig an alle autorisierten Empfänger verteilt werden. So lautet das sogenannte Zielmodell, das über die Mako 2020 und 2022 erreicht werden soll. Die Umsetzung der Vorgaben – gepaart mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie – haben viele Energieversorger an den Rand der Verzweiflung gebracht und noch immer gibt es zahlreiche Prozessbrüche durch die Formatumstellungen.
Chronologie der Ressourcenvernichtung
Doch der Reihe nach: Auf dem Weg zur Digitalisierung wurde zunächst ein Interimsmodell eingeführt, das im Dezember 2019 mit Einführung der MaKo2020 und Erweiterung des Stammdatenmodells sowie dem neuen Zählpunktbezeichnungssystem mit MaLo- (Marktlokation) und MeLo-IDs (Messlokation) weiterentwickelt wurde. Von März bis Juni 2020 trat dann das Gesetz zur Abmilderung der Covid-19-Pandemie in Kraft, das „Kleinstgewerbetreibenden bei Dauerschuldverhältnissen zur Daseinsvorsorge ein auf drei Monate begrenztes Leistungsverweigerungsrecht“ einräumte. Konkret bedeutete das: Bestimmte Gewerbekunden konnten ihre Gas- und Stromrechnung aufschieben – was erneut Anpassungen in den Billing-Prozessen der EVU erforderlich machte.
Nach einem Regeltermin im April 2020 mit kleineren Korrekturen und Anpassungen folgte kurzfristig die Entscheidung für das Konjunkturpaket von Juli bis Dezember 2020, in Form von vorübergehenden Mehrwertsteuersenkungen. Auch hier entstand wieder ein enormer Entwicklungs- und Testaufwand, da speziell für Energierechnungen, die jährlich gestellt werden, besondere Regelwerke eingearbeitet werden mussten. Darüber hinaus rechnen Experten wie die Unternehmensberater von Roland Berger mit zeitverzögerten Auswirkungen der Pandemie und Einbußen für Stadtwerke im dreistelligen Millionenbetrag.
Noch während sich die Unternehmen auf aktuelle Formatanpassungen zum April 2021 vorbereiteten, wurden die Weichen zum nächsten großen Meilenstein gestellt: Die MaKo 2022, die sich auf alle Verordnungen und Prozesse auswirken wird.
In der Umsetzung der MaKo 2022 bis zum April nächsten Jahres geht es um die Weiterentwicklung der „Netzzugangsbedingungen Strom“, wobei die Rahmenverträge zwischen den Unternehmen neu gestaltet werden. Im Zuge dessen wird jedoch auch die Marktkommunikation deutlich erweitert und angepasst, um zum Beispiel neue Prozesse wie das Sperren und Entsperren von Anschlüssen zu vereinheitlichen. Es gilt zudem, weitere Prozesslücken zu schließen, das Thema E-Mobilität mit der „ladevorgangsscharfen Bilanzierung an öffentlichen Ladestationen“ sowie weitere Aspekte rund um Automatisierung und Digitalisierung umzusetzen.
Kurzum: Energieversorger sahen und sehen sich gleich einer ganzen Reihe organisatorischer und technischer Herausforderungen gegenüber. Doch warum sind die MaKo-Umstellungen für Energieversorger ein solcher Kraftakt? Und wie lässt sich ein solcher in Zukunft verhindern?
Der Fluch der Altlasten
Die „Wurzel allen Übels“ liegt in den Legacy Systemen. Zwar stehen von großen Anbietern wie SAP MaKo-Lösungen bereit, doch in der Regel decken diese nur einen Bruchteil der erforderlichen Anpassungen ab, da die IT-Systeme in den vergangenen Jahrzehnten durch kundenindividuelle Anpassungen massiv erweitert wurden. Das heißt: Mit hochindividuellen Lösungen wurden Einzel- und Sonderfunktionen abgebildet. Das rächt sich nun, da im Zuge der Mako-Anpassungen alle Vor- und Nachsysteme auf den erforderlichen Stand gebracht werden müssen.
Der größte Zeit- und Ressourcenfresser sind dabei die umfangreichen und vielfältigen Tests, denen die Systeme unterzogen werden müssen. Denn nur so lässt sich sicherstellen, dass die neuen Datenformate tatsächlich funktionieren. Dabei drängt die Zeit: Noch in diesem Jahr sind massive Änderungen durch die „Marktgebietszusammenlegung Gas“ und die Einführung neuer Prozesse zum „Redispatch 2.0“ umzusetzen, bevor im Q4 die finalen Vorgaben zur Umsetzung bis April 2022 erwartet werden.
Energieversorger stehen auch in Sachen Datenvolumen vor einer enormen Aufgabe. Die künftigen Formatwechsel sind sehr stark von Fristen und Datenlieferungen geprägt. Was beispielsweise vor der MaKo2020 einmal im Monat als Bestandsliste übermittelt wurde, ist inzwischen jeweils eine Einzelmeldung durch das Netz. Das heißt, das Datenvolumen kann vom vierstelligen Tausenderbereich im Jahr in den Millionenbereich wachsen. Das wiederum bedeutet: noch mehr Fehlerquellen und vor allem benötigt man skalier-fähige IT-Architekturen mit hoher Standardisierung und Automatisierung.
In Bezug auf SAP-Nutzer gibt es noch ein weiteres Problem: Da für Altsysteme schon bald keine Standardwartung mehr angeboten wird, stellen sich für die Unternehmen die Herausforderungen einer kostenintensiven Migration auf S/4HANA oder alternative Lösungen.
Ein allerletzer Wechsel?
An dieser Stelle sollten Energieversorger überlegen, ob sie nicht lieber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchten. Wenn ein Systemwechsel ohnehin ansteht, warum nicht gleich auf ein cloudbasiertes Billing-System wie powercloud umsteigen, mit dem die Unternehmen für alle zukünftigen MaKo-Umstellungen automatisch gewappnet sind? Auch hier steht naturgemäß zunächst ein Migrationsprojekt an. Jedoch hat powercloud ein bewährtes Migrationskonzept in der Schublade und die hohen Kosten für Berater und Entwickler zum Betrieb, Erhalt und Test der eigenen Plattform werden signifikant reduziert. Stattdessen bietet powercloud ein exakt kalkulierbares Lizenz-Modell auf Basis der Endkundenzahl – und darüber hinaus alle Vorteile cloudbasierten Billings.
Eine zukunftsfähige digitale Plattform
Und diese Vorteile beginnen schon in der Implementierungsphase, die besonders schnell abläuft. Dafür sorgen standardisierte Best-Practice-Module sowie eine moderne Integrationsschicht, die mithilfe fertiger Adapter sowie Apps auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten werden. Die einzelnen Elemente dieses Baukastens sind vielfach geprüft.
Anschließend profitieren die EVU unter anderem von automatisierten Prozessen rund um Rechnungsstellung, Kündigung, Lieferbeginn und Co. sowie den bereits erwähnten kostenlosen Formatanpassungen aufgrund von neuen gesetzlichen Anforderungen. Außerdem benötigen die Verantwortlichen nur noch wenige Klicks, um vollautomatisiert ein abrechnungsfähiges Produkt zu entwerfen und ad hoc am Markt zu veröffentlichen. Ohne Hinzunahme von Entwicklern werden so beispielsweise auch Non-Commodity-Bündel definiert, die weit über das klassische Strom-Gas-Bündel hinaus gehen.
Jetzt oder nie?
An der ordnungsgemäßen und fristgerechten Umsetzung aktueller und zukünftiger Mako-Umstellungen hängt noch mehr als die reinen IT-Projektkosten. Wer das nicht rechtzeitig schafft, hat enorme Strafzahlungen zu befürchten, ganz abgesehen vom Imageschaden. Jeder Fehler kann die Energieversorger Kunden kosten und die Marktposition auf Jahre verschlechtern.
Damit es nicht so weit kommt, geben wir in einem Webinar (15. April, 11.00 – 12.00 Uhr) interessierten Vertretern von EVU einen ersten Überblick, was die MaKo 2022 für sie bedeutet und wie powercloud die Unternehmen ggf. beim Umstieg unterstützt. Denn eines ist gewiss: Die nächste Mako kommt bestimmt.
Unser Fazit: Die bisherigen Millionenausgaben der EVU gehen mit keinem unmittelbaren Mehrwert für die Unternehmen und für die eigentlichen Kunden einher. Anders sieht es aus, wenn man den Umstieg dazu nutzt, eine moderne, flexible und kundenorientierte Plattform wie powercloud einzusetzen. Hier gibt es einen direkten und dauerhaften Return-on-Invest. Denn das Vorgabengerüst der Bundesnetzagentur entspricht bereits unserer Philosophie, d.h. Prozessstandardisierung, Automatisierung und Qualitätsgewinn. Wir setzen mit der offenen und im „powerApp Store“ praktisch beliebig erweiterbaren, offenen SaaS-Plattform in puncto Effizienz und Kundenorientierung noch einen drauf.
Über den Autor
Sam Schubert ist als gebürtiger Rheinländer seit Oktober 2019 am Fuße des Schwarzwalds bei powercloud aktiv. Im Kundenumfeld der Energiewirtschaft ist der Produkt Manager ein bekanntes Gesicht, denn er hat mehr als 10 Jahre lang deutsche EVU dabei unterstützt, diverse regulatorische Anforderungen in das vorhandene SAP IS-U zu integrieren. Bei powercloud erweitert er immer wieder den Funktionsumfang der Cloudlösung – und zwar sowohl für Bestandskunden also auch für Messstellen- und Netzbetreiber. Sein Fokus liegt dabei nicht mehr nur auf dem deutschsprachigen Raum. Auch diverse europäische Projekte sind unter seiner Verantwortung.