Ab April ist Richard Wiegmann der neue CEO von powercloud – Marco Beicht wechselt in den Beirat und übernimmt hier den Vorsitz. Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn der Gründer eines Unternehmens die operative Führung abgibt und sich fortan auf strategische Aufgaben abseits des Daily Business konzentriert. Wir haben mit Marco gesprochen.
Marco, warum hast du dich dazu entschieden, die Position des CEO von powercloud abzugeben?
Die Entscheidung war alles andere als leicht und ist lange gereift, denn als Gründer liegt einem das eigene Unternehmen natürlich sehr am Herzen. Was vor mehr als 10 Jahren als kleines Start-up begonnen hat, ist heute ein systemrelevanter Mittelständler mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben viel erreicht – immer gemeinsam als Team, denn auch wenn die Vision von mir als Gründer festgelegt und getrieben wurde und wird, so ist powercloud doch die Summe der Leistungen vieler Menschen, die sich für unsere Technologie und die Energiewende begeistern. Gemeinsam konnten wir eine ganze Branche in Bewegung bringen, die jahrzehntelang keinen großen Veränderungen unterworfen war. Und genau diese Aufgabe steht auch in den kommenden Jahren unverändert an – schließlich sind die Energiewirtschaft und Technologie unter ständigem Druck sich neu zu erfinden. Inzwischen ist das Unternehmen so stark gewachsen, dass die täglichen Aufgaben als CEO mehrheitlich nicht mehr dem entsprechen, was ich gerne und besonders gut mache: Die Vision von powercloud weiterzuentwickeln und die Energiewende mitzugestalten. Deshalb habe ich die Rolle des CEO abgegeben und bin in die Rolle des Beiratsvorsitzenden gewechselt. Von hier aus kann ich mit der notwendigen Zeit besser an der langfristigen Strategie für das Unternehmen und das Produkt arbeiten und die Energiewende vorantreiben. Dieser Schritt ist übrigens nicht einzigartig, sondern ein bekanntes Modell, das bereits in vielen anderen stark gewachsenen IT-Unternehmen erfolgreich umgesetzt worden ist.
Nimmst du in der Folge viele der aktuellen Aufgaben des Tagesgeschäfts also nicht mehr wahr?
Ja, das ist eine konkrete Folge dieser Entscheidung. Meine Stärke ist es sicher nicht an vielen täglichen Meetings zu kleinteiligen Fragen teilzunehmen. Alle, die mich näher kennen, bestätigen das. Mich begeistert vielmehr die (Weiter-)Entwicklung der Produkt- und Unternehmensvision und -strategie. Lasst es mich einmal so sagen: Erfolg hat sehr viel damit zu tun, die eigenen Stärken zu erkennen und weiter zu stärken und eben nicht ständig die Dinge zu tun, in denen man nicht den höchsten Wert schaffen kann. Auch nachdem ich das Tagesgeschäft an Richard und das Management Team übergeben habe, bleibe ich weiterhin präsent. Unternehmen müssen im stetigen Wandel bleiben, um nicht überholt zu werden – das gilt auch für powercloud, Ausruhen ist keine Option! Wir haben in den letzten zwölf Monaten bereits viel an unserer Organisation gearbeitet und dies war der nächste logische Schritt.
Weshalb kommt diese Entscheidung gerade jetzt zustande?
Ich hatte bereits vor rund einem Jahr das Gespräch mit unserem Investor General Atlantic gesucht und meinen Plan, in den Beirat zu wechseln, auf den Tisch gelegt. Seitdem arbeiten wir an einer für das Unternehmen bestmöglichen Umsetzung. Der richtige Nachfolger steht nunmehr bereit und der richtige Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Davon wird das Unternehmen profitieren. Über powercloud werden heute schon mehr als 10 Millionen Vertragsverhältnisse von Energieversorgern mit einem Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro verwaltet. Deshalb ist die Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen und Prozessen super wichtig – dazu gehört auch eine andere Art der Unternehmensführung. Man könnte sagen, bei der heutigen Unternehmensgröße ist weniger das Bauchgefühl eines Gründers in der CEO-Position notwendig, das gerade in den ersten Jahren erfolgsentscheidend ist, als vielmehr eine stetige Weiterentwicklung der Organisation und der Prozesse.
Bleibst du denn präsent als „Gesicht“ von powercloud?
Ich werde nach wie vor auf den wichtigen Branchenevents präsent sein, unsere Vision vorantreiben und gleichzeitig viele strategische Kontakte – etwa auf Vorstandsebene – pflegen. Das Unternehmen hat ein starkes Managementteam, das das Unternehmen mit viel Know-how sehr gut führt und repräsentiert. Natürlich wird mein Büro auch auf dem powercloud IT-Campus sein.
Warum fiel die Wahl auf Richard Wiegmann als neuen CEO?
Richard ist ein erfahrener CEO, mit großen Erfolgen sowohl im Technologiesektor als auch in der Energiewirtschaft. Das ist eine ideale Grundvoraussetzung. Ich ganz persönlich schätze ihn als Führungspersönlichkeit. Er hilft Teams dabei, auf der Grundlage von KPIs effizient zu wachsen. Zudem arbeitete er auch schon in der Vergangenheit erfolgreich mit US-Private-Equity-Investoren zusammen und kennt sich mit der Führung von Unternehmen in komplexen Branchen aus. Richard wird die powercloud auf die nächste Entwicklungsstufe führen.
Trotzdem tritt er erst im April seine neue Position an, während du bereits jetzt den Vorsitz des Beirats übernimmst. Warum ist das so?
Ich hatte meinen Dienstvertrag seit dem Investment von General Atlantic zweimal verlängert, bevor dieser am 31.12.22 ausgelaufen ist. Richard ist noch bis Ende März vertraglich gebunden. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er in den nächsten Wochen bereits erste interne Gespräche bei uns führen und powercloud als Organisation nach und nach kennenlernen wird. So kann er ab April dann gleich voll durchstarten. Bis zum offiziellen Start übernimmt unser Geschäftsführer und COO Carsten Dirks interimsweise die Position des CEO, wobei die meisten meiner Aufgaben ohnehin schon in den letzten 12 Monaten auf die Geschäftsführungskollegen übertragen wurden. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Richard.
Hat dieser Wechsel darüber hinaus etwas mit einer veränderten Eigentümerstruktur oder neuen Investoren zu tun?
An der Eigentümerstruktur von powercloud hat sich seit Januar 2019 nichts geändert. Ich bin mit 55 Prozent Mehrheitsanteilseigner, während General Atlantic einen Anteil von 45 Prozent am Unternehmen hält.
Was passiert jetzt mit dem geplanten IT-Campus in Achern?
Der Bau des IT-Campus schreitet mit Hochdruck voran. Bereits im Herbst wird das Bürogebäude bezogen. Nach Corona hat sich auch bei uns eine hybride Arbeitsweise eingestellt, weshalb wir Ende 2021 bereits entschieden haben, eine der vier Etagen des Hauptgebäudes zu vermieten. Ansonsten hat sich nichts an den ursprünglichen Plänen geändert. Der IT-Campus ist ein elementarer Bestandteil unserer zukünftigen Entwicklung, denn wir wollen hiermit viele Talente gewinnen und binden – auch aus dem Ausland. Das Wachstum von powercloud basiert auf dem Know-how unserer Expertinnen und Experten. Der IT-Campus ist auch für mich persönlich ein Herzensprojekt, weil wir hier modernen Lebensraum mit einer innovativen Arbeitsumgebung verbinden, einen Leuchtturm für Nachhaltigkeit und CO₂-Neutralität schaffen und das ganze mit neuesten Technologien betreiben können.
Abschließend ein Wort zur Strategie in den nächsten Jahren: Wohin geht der Weg von powercloud mit dem neuen Beiratsvorsitzenden Marco Beicht?
Ich bin überzeugt von unserem Weg als Möglichmacher der Energiewende. Vor diesem Hintergrund haben wir beste Chancen, weiterzuwachsen, denn die Transformation der Energieversorgung hat ja gerade erst begonnen. Die Gesellschaft muss nachhaltiger mit den Ressourcen des Planeten umgehen – und wir von powercloud leisten daran einen Anteil, indem wir neue Produkte und nachhaltige Angebote softwaretechnisch nutzbar und abrechenbar machen. Ich freue mich deshalb sehr auf die kommenden Jahre als Vorsitzender des Beirats, als wichtiger Gesellschafter und dem gelben T-Shirt, das in der Branche zum Markenzeichen geworden ist. Wir werden auch weiter viel bewegen.