38 EVUs mit unterschiedlichen Anforderungen auf einer Plattform – das soll die Thüga Abrechnungsplattform (TAP) meistern. Welche Rolle dabei die einzelnen Dienstleister übernehmen, erklären die beiden Powercloud-Geschäftsführer Marco Beicht und Zoran Petrovic in einem Interview mit der ZfK, der Zeitung für kommunale Wirtschaft:
Zoran, Managing Director & CSO bei powercloud:
Eine Plattform, dazu ein Team aus verschiedenen Partnern – so könnte man ganz allgemein unsere Arbeit und die Philosophie hinter der Powercloud Plattform zusammenfassen, denn unsere Lösung steht für eine große Offenheit. Deshalb ist es zum Beispiel sehr einfach, die unterschiedlichsten Software-Lösungen von anderen Unternehmen per App in unser Ökosystem zu integrieren. Alles ist auf diesen Kooperationsgedanken ausgerichtet. Das unterscheidet uns von anderen Anbietern und hat letztlich auch die TAP überzeugt. Das Motto lautet also: Weg von der monolithischen Lösung der Vergangenheit, hin zur flexiblen Plattform der Zukunft. Hier kann jeder seine Stärken ausspielen.
Was für Rollen nehmen die Partner jeweils ein?
Marco, Gründer und CEO bei powercloud:
Accenture der Generalunternehmer, übernimmt damit die Gesamtsteuerung und ist zentraler Ansprechpartner für die einzelnen Projekte sowie Migrationsaufgaben. Experten von Accenture werden die neue TAP-Plattform auf der Basis von powercloud aufbauen und einrichten, während wir uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: die Powercloud Plattform nicht nur für die Marktrolle Lieferant, sondern auch den Netzbetreiber weiterentwickeln. Darüber hinaus unterstützen wir selbstverständlich beim Onboarding und bei der Unterstützung des späteren Betriebs.
Zoran:
BTC als lokaler Partner für Systemintegration & Support verstärkt das Team mit energiewirtschaftlichen Prozesskenntnissen. Das Unternehmen verfügt über großes technologisches Know-how und hat langjährige Erfahrung in der Unterstützung deutscher EVU. Die Klafka & Hinz Energie-Informations-Systeme GmbH liefert die regulierten EDM-Prozesse für Strom/Gas für Vertrieb und Netz, Messwert- und Zeitreihenmanagement. Alle Prozesse werden nahtlos in die Plattform integriert.
Welche Funktionen übernimmt Powercloud im späteren unternehmerischen Prozess?
Marco:
Auf der Plattform erfolgen letztlich alle regulatorischen Prozesse wie Marktkommunikation, Verbrauchstellen- und Netznutzungsmanagement. Wir sorgen immer dafür, dass alle regulatorischen Anforderungen an die Marktkommunikation eingehalten werden. Dazu kommen das Abrechnungs- und Vertragsmanagement. Man könnte zusammenfassend sagen: Wir stellen das energiewirtschaftliche Herzstück der neuen TAP-Plattform bereit.
Zoran:
Letztlich verwalten wir die gesamten Stammdaten und sind für alle Finanzprozesse zuständig – von der Rechnung, über den Zahlungseingang bis zu Mahnung. Alles wird für das Hauptbuch aggregiert. Und die Lösung steht für alle Marktrollen – also Lieferant, Messstellenbetreiber und Netzbetreiber – sowie für Strom, Gas, Wasser, Wärme/Kälte, B2C- und B2B-Kunden zur Verfügung. Powercloud ist somit vor allem für den Back- und Mid-Office-Bereich verantwortlich. Accenture erweitert unsere Lösung aber um einen standardisierten digitalen Layer inklusive eigener Oberfläche für Frist-Level-Service-Prozesse.
Wie groß war die Freude über den Zuschlag?
Marco:
Die Entscheidung der TAP ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, den wir gebührend feiern werden. Wir kommen damit unserem Ziel, eine zentrale und hocheffiziente Cloud-Lösung für die deutsche Energiewirtschaft zu betreiben, ein großes Stück näher. Übrigens kann man die Bedeutung dieses Meilensteins auch anhand der Reaktionen des Marktes beschreiben: Ich habe von über 100 Energieversorgern sowie von zahlreichen Partnern und Softwareherstellern Glückwünsche erhalten.
Zoran:
Wir haben einen längeren Weg hinter uns, der mit unserer Mitarbeit an der verbandsübergreifenden Initiative .ITPlattform der Zukunft“ begann. Es hat uns sehr gefreut, dass dieses Projekt in der TAP mündete und wir jetzt den Zuschlag für die neue Lösung bekommen haben – ein sensationelles Ergebnis.
Worin besteht die große Herausforderung bei der TAP und wie genau sorgt ihr System für effiziente unternehmerische Prozesse?
Zoran:
Die Powercloud soll der passende energiewirtschaftliche Maschinenraum für alle Energieversorgungsunternehmen sein. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie eher klein oder ganz groß sind. Das ist eine Herausforderung, die für uns nie abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Wir wollen natürlich laufend besser werden – zum Beispiel mithilfe von Künstlicher Intelligenz.Unser Versprechen ist es, dass alle TAP-Teilnehmer von diesen und weiteren Innovationen profitieren und somit für die Herausforderungen der Zukunft perfekt aufgestellt sind – von der Digitalisierung bis zum demographischen Wandel.
Marco:
Man sollte an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass die TAP heute schon 38 EVUs unterschiedlichster Größen zusammenfasst. Das war alles andere als eine leichte Aufgabe die Anforderungen unter ein Dach zu bringen. Gleichzeitig liegt darin aber auch die große Chance für die Teilnehmer, weil sich erhebliche Synergieeffekte durch die Vereinheitlichung ergeben. Das passt perfekt zu unserer Powercloud-Strategie die wir seit fast zehn Jahren schon verfolgen: Ein standardisierter Maschinenraum für die Energiewirtschaft bei Unternehmen unterschiedlicher Größen – vom kleinen Startup bis zu Energieriesen wie E.ON, EWE, EnBW oder Lichtblick. Heute bieten wir ein vielfach praxiserprobtes Standard-Cloudprodukt an, auf das die TAPPlattform direkt aufsetzen kann. Eine klassische Win:Win Situation.
Quelle: ZfK (https://www.zfk.de/digitalisierung/it/alles-ist-auf-den-kooperationsgedanken-ausgerichtet, 2021-11-30)