Strompreissteigerungen und volatile Märkte: Warum Smart Grid und Co. jetzt sehr schnell an Bedeutung gewinnen

Insolvente Stromversorger, rasant steigende Preise und eine anhaltende politische Diskussion um die Sicherstellung der Gasversorgung – unter diesen Vorzeichen ist das Thema „Energie“ seit Wochen im Fokus der Nachrichten. Dabei sind sich viele Experten einig, dass die Preise in den nächsten Jahren angesichts der Kosten für die angestrebte Energiewende sogar weiter ansteigen. Allerdings gibt es für die Kunden auch einen denkbaren Ausstieg aus der Preisspirale: der verstärkte Einsatz von intelligenten Stromzählern (Smart Meter) und die damit einhergehenden „intelligenten“ Tarife.

Wenige Tage vor Weihnachten gab es schlechte Nachrichten für viele Strom- und Gaskunden: Diverse Versorger hatten ihre Verträge gekündigt – das Ergebnis eines Dominoeffektes: Die Einkaufspreise für Strom und Gas an den Beschaffungsmärkten steigen seit Monaten stark an, gleichzeitig lassen sich diese Steigerungen angesichts vertraglich-fixierter Preise nicht an den Endverbraucher weitergeben. Viele Versorger verdienen unter diesen Bedingungen kein Geld mehr. Im Fall der Kündigung bleibt dann nur die Ersatzversorgung. Ein regionaler Netzbetreiber übernimmt die betroffenen Kunden – zu ungünstigen Konditionen, denn der zusätzliche Strom muss zu teuren Preisen an den Börsen beschafft werden. Doch das ist noch nicht alles: Aktuell wollen sehr viele Kunden angesichts steigender Preise ihr Versorgungsunternehmen wechseln und bringen damit den Angebotsmarkt ins Schwanken. So gibt es etwa Versorger, die potentiellen Neukunden kein attraktives Angebot mehr machen können, denn ihre Sondertarife sind ausverkauft. Für Neukunden steht dann ebenso nur noch Strom per Grund- und Ersatzversorgung zur Verfügung.

Studien prognostizieren steigende Großhandelspreise

Wie geht es nun weiter? Diverse Experten erwarten zumindest für Strom dauerhaft steigende Preise. So schätzt eine Prognos-Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), dass die Großhandelsstrompreise bis 2030 um rund 50 Prozent zulegen. Der Grund dafür seien steigende CO2- und Erdgaspreise, so Prognos. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Untersuchung von Aurora Energy Research – unter der Annahme, dass der Ausbau von erneuerbaren Energien ähnlich schleppend wie in der Vergangenheit weitergehe. In diesem Fall erhöhe sich der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel um rund 80 Prozent, was sich wiederum auf die Großhandelspreise für Strom auswirke. In Deutschland wären sie dann um 31 Prozent höher, so Aurora Energy Research. Allerdings betonen beide Studien, dass ein ambitionierter Ausbau der erneuerbaren Energien die Preisspirale stoppen kann. Langfristig würde die stärkere Etablierung von Wind- und Solarenergie teure fossile Kraftwerke vom Markt drängen und somit zu einem sinkenden Preis führen, so die Experten.

Die neuen „digitalen Möglichkeiten“ der Verbraucher

Auf der anderen Seite nehmen in den nächsten Jahren die Möglichkeiten der Verbraucher zu, ihre Energiekosten zu reduzieren. Zwei Faktoren spielen dabei eine Rolle: die Digitalisierung des Strommarktes und die Etablierung der „Prosumer“. Letzteres beschreibt Verbraucher, die gleichzeitig Strom beziehen und über die Solaranlage auf dem Dach produzieren bzw. ins Netz einspeisen. In der Folge ist es zum Beispiel möglich, dezentrale Energie-Gemeinschaften zu bilden, deren Mitglieder ihren Strom speichern bzw. mit anderen teilen. Sie werden somit auch unabhängiger von steigenden Strompreisen. Im Übrigen profitieren auch jene Verbraucher ohne eigene Solaranlage von der Digitalisierung des Strommarktes: Intelligente Netze (Smart Grid), intelligente Stromzähler und intelligente Hausgeräte machen einerseits den Stromverbrauch von einzelnen Geräten sichtbar und motivieren somit zum Stromsparen. Der Kunde muss die Waschmaschine nicht anschalten, sondern ‚nur‘ beladen und wählen, ob sofort oder bei Günstigstrom gewaschen werden soll. Dazu müssen Versorger allerdings Stromverträge anbieten, die das veränderte Angebot preislich abbilden. Erste Ansätze dazu gibt es bereits. So offeriert die VW-Tochter Elli ihren Kunden den ersten intelligenten Haushaltsstromtarif im deutschen Markt. Speziell die Kunden mit E-Autos und Plug-in-Hybriden profitieren hiervon, denn das Laden ihrer Fahrzeuge erfolgt bevorzugt dann, wenn ein Überschuss an erneuerbaren Energien im Netz vorliegt. Im Zentrum steht dabei eine App-basierte Steuerung des Ladens, wobei eine Smart-Charging-Funktion den Prozess automatisch optimiert. Die Kunden sammeln Punkte, mit denen sie ihre Stromrechnung um bis zu 100 Euro pro Jahr reduzieren können.

 

 

Ostrom: Finanzierungserfolg inmitten der aktuellen Krise

Ähnlich interessant im Zusammenhang mit Smart Grid und Co. ist die Nachricht, dass das Berliner Energie-Start-up Ostrom gerade 4,4 Millionen Euro Investitionskapital im Rahmen einer Finanzierungsrunde eingesammelt hat – und das inmitten der aktuellen Strommarkt-Krise, die viele Start-ups vor Schwierigkeiten stellt. Allerdings macht Ostrom einiges anders als die Konkurrenz. So finanziert sich das Unternehmen ausschließlich über eine monatliche Grundgebühr, reicht Einkaufspreise für Ökostrom eins zu eins an die Kunden weiter und verdient am Verbrauch keinen Cent. Weil Ostrom keine Preisgarantien gibt, kann der Preis auch ansteigen. Somit besteht kein Insolvenzrisiko. Außerdem wird der Kunde angesichts flexibler Tarife motiviert, seinen Strom effizient zu nutzen. Mittelfristig plant Ostrom eine kleine Digitalisierungs-Revolution, die mit den statischen Stromverträgen der Gegenwart nichts mehr zu tun hat: Nach Anbindung der Ostrom-App an einen intelligenten Stromzähler können Kunden ihren Bedarf laufend auswerten und intelligent steuern – womit wir wieder beim Laden der Elektroautos und der Nutzung der Waschmaschine wären. Die Ostrom-App wird dabei zur zentralen Energie-Steuerzentrale im Alltag.

 

 

Smartes Backend für ebenso smarte Rechnungsstellungen

Sicher ist: Angesichts der prognostizierten steigenden Großhandelsstrompreise werden Prosumer-Modelle, Smart Grid und Co. zunehmend attraktiver. Aber was heißt das alles für die beteiligten EVU? Die Antwort ist naheliegend: Ihre Produkte und Serviceleistungen müssen sich verändern. Eine strategische Rolle spielt in diesem Zusammenhang das IT-System. Es muss smarte Tarife ermöglichen und automatisierte Abrechnungsprozesse sicherstellen. Das ist aktuell oft nicht der Fall, weil noch immer starre Legacy-Systeme zum Einsatz kommen. Die Alternative zeigt powercloud auf: Alle Rechnungsmodalitäten laufen automatisiert im Hintergrund ab. Von der Abschlussstrecke bis zum Self Service Portal lassen sich so komplexe Produkte abrechnen, die sich beispielsweise aus der Vermarktung von überschüssiger Energie, Speicherlösungen, Wallbox und klassischer Restromtarifen zusammensetzen. Regulatorische Veränderungen werden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Überhaupt gilt: User benötigen nur einige Klicks, um vollautomatisiert ein abrechnungsfähiges Produkt zu entwerfen und ad hoc am Markt zu veröffentlichen. Das gesamte Produktmanagement wird neu gedacht und folgt konsequent einem agilen Ansatz. Und: Für den Betrieb der Gesamtlösung stehen „out of the box“ zahlreiche Workforce-Management-Tools von weiteren Dienstleistern zur Verfügung, die sich einfach per App in die powercloud integrieren lassen.

Insgesamt wird powercloud somit bei immer mehr Versorgern und Energieanbietern zum „Möglichmacher“ von neuen Geschäftsmodellen, die letztlich die Energiewende und den Klimaschutz sicherstellen. Wer die powercloud Plattform in sein unternehmerisches Backend implementiert, ist ideal aufgestellt für „smarte“ Rechnungen rund um das „Smart Grid“ der Zukunft. Die Zeit drängt.