Umsetzung der Energiepreisbremse: Warum Teamwork der entscheidende Erfolgsfaktor ist

Die Energiepreisbremse stellt in vielerlei Hinsicht einen Sonderfall dar: Selten musste die Politik in so kurzer Zeit so massiv in bestehende Marktprozesse eingreifen – gezwungenermaßen nach den Preisschüben auf den Beschaffungsmärkten im Zuge des Ukrainekrieges. Angesichts des Tempos wies die Gesetzgebung lange Zeit einige Unsicherheiten auf, was letztlich die Entwicklung von Abrechnungs-Lösungen bei den EVUs erschwerte. Deshalb sind wir sehr stolz darauf, diese Herausforderung in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden gemeistert zu haben: Die Energiepreisbremse ist in der powercloud verankert und lässt sich für Millionen von Endkund:innen berechnen, wie uns alle unsere Kunden in den letzten Tagen bestätigten. Wie sind wir bei der Umsetzung vorgegangen? Die Antwort sagt sehr viel über unsere allgemeine Arbeitsweise aus.

 

Die Ausgangslage war komplex – um es sehr vorsichtig auszudrücken: Selbst Expert:innen fällt es derzeit schwer, die Berechnungen rund um Strom- und Gaspreisbremse leicht verständlich den Endkunden zu erläutern. Welche Ausgangswerte dienen als Basis, wie wird mit Sonderfällen etwa nach Umzug umgegangen und wann müssen Kund:innen überhaupt informiert werden? Zudem waren die dazugehörigen Umsetzungs-Zeitfenster enorm eng, was den gesamten Gesetzgebungsprozess in den letzten Monaten geprägt hat: Erst im Spätherbst 2022 tauchten Informationen über das geplante Gesetzgebungsverfahren auf, wobei zunächst sehr unterschiedliche Berechnungsmodelle die Diskussion prägten. Die Bandbreite reichte hierbei von Kontingenten auf der Basis von „Personen pro Haushalt“ bis hin zu prozentualen Entlastungen. Und selbst als das Gesetz am 17. Dezember im Bundestag verabschiedet wurde, waren längst noch nicht alle Details geklärt. Wie geht eine Abrechnungsplattform wie powercloud mit so einer Herausforderung um – vor allem, wenn man allgemein dafür bekannt ist, regulatorische Veränderungen als Cloud Marktführer in der Branche automatisiert auszuführen? Im nachfolgenden Text führen wir in vier Kapiteln durch die Prozesse der letzten Wochen, denn das Ganze macht sehr schön deutlich, was die powercloud grundsätzlich auszeichnet: Wir verstehen uns als „Vereinfacher“. Es geht also immer auch darum, Komplexität aufzulösen – und selten war etwas im Rahmen der Abrechnung von Energie so komplex wie die aktuelle Preisbremse.

Die Herausforderung

Natürlich ist jedes Gesetzgebungsverfahren anspruchsvoll, denn es durchläuft verschiedene Instanzen, um alle Gesichtspunkte zu berücksichtigen – von Referentenentwurf und Kabinettsvorlage über die mehrmalige Lesung im Bundestag bis zur Ausfertigung und Verkündigung. Besonders die Übereinstimmung mit Vorgaben der EU sorgt für eine erheblich Komplexitätssteigerung. Feste Fristen, wie lange das Ganze dauern darf, existieren nicht. Allerdings werden manche Gesetzte auch erst nach vielen Monaten verabschiedet und genau an dieser Stelle deutet sich an, welche enorme Herausforderung mit der Energiepreisbremse verbunden war: Die Politik hatte angesichts der Entwicklung auf den Beschaffungsmärkten schlicht keine Zeit, denn viele Preise waren teilweise um den Faktor 10 bis 15 angestiegen, was Versorger nur sehr begrenzt an Kunden weitergeben konnten. In der Folge erzeugte das politische Höchsttempo einige Besonderheiten:

  • Die Gesetzgebung wies nicht die üblichen Strukturen auf, die sich in standardisierte Modelle und IT-Prozesse „übersetzen“ lassen – so, wie man es etwa von anderen Marktprozessen kennt.
  • Folglich musste man Vorlagen in unterschiedlichem Maß „interpretieren“, was vor allem auch deshalb unverzichtbar war, weil es keinen „Single Point of Truth“ gab – also eine zentrale Stelle, die mit absoluter Gewissheit den jeweiligen Sachverhalt klärt.
  • Deshalb gingen wir nach dem Prinzip „Risikominimierung“ vor: Offene Sachverhalte wurden – nach Abstimmung und gemeinsamer Entscheidung mit unseren Kunden – „nach bestem Wissen und Gewissen“ in das System eingebracht – angesichts des Zeitdrucks ein unvermeidliches Vorgehen. Übrigens erfolgten letzte inhaltliche Klärungen vom Gesetzgeber sogar erst Ende Februar, weshalb Versorger in einigen Fällen Mitteilungen zu der Entlastung (inklusive Abschlagsanpassungen) ein zweites Mal versenden mussten.

Insgesamt sorgte vor allem die vom Gesetzgeber auferlegte Verpflichtung, bereits die März-Abschläge abzusenken, für eine enorme Herausforderung – und das im Umfeld von ohnehin notwenigen Preisanpassungen angesichts eines hochvolatilen Energiemarktes. Gleiches gilt für die dazugehörige Kundenkommunikation der Energieversorger: Sehr komplexe Vorschriften rund um die individuelle Belastung sowie die dazugehörigen Berechnungsgrundlagen lassen sich kaum verständlich erklären.

Der Lösungsansatz

Fassen wir also noch einmal zusammen: Extrem kurze Zeitfenster mit festen Fristen und eine unvollständige Informationslage inklusive Veränderungen kurz vor Schluss prägten den Prozess. Wie geht man nun also im Detail vor, um eine ebenso passgenaue wie fehlerfreie Abrechnungssoftware rechtzeitig zu entwickeln? Wir haben uns für einen mehrstufigen Prozess entschieden, wobei die zentrale Frage immer lautet: Wie groß ist die individuelle Entastung von Millionen von Endkunden und was muss wann berücksichtigt werden?

  1. Im ersten Schritt ermittelten wir zunächst „Entlastungskontingente“ anhand von mehreren möglichen Quellen und Rückfallebenen. Diese Werte dienten zusammen mit Preisen und Grenzpreisen als Grundlage für die Berechnung des monatlichen Entlastungsbetrags.
  2. Auf dieser Basis war es zudem möglich, die jeweiligen Gutschriften für Januar und Februar sowie die „neuen“ Abschläge (auf Basis der vorhandenen Abschläge und monatlichen Entlastungsbeträgen) zu bestimmen.
  3. Darüber hinaus wurden Gutschriften berücksichtigt. Sie fließen zusammen mit den errechneten Entlastungsbeträgen in die Rechnungsstellung mit ein.

 

Letztlich eröffnet dieser Ansatz ein Höchstmaß an Flexibilität. Wenn man auf individuelle Kundenherausforderungen reagieren muss – von veränderten Preisen ohne Abschlagsanpassungen bis zur separaten Ermittlung von Entlastungskontingenten –, ist dies unproblematisch möglich. Man greift einfach separat in definierten Punkten des Prozesses ein. Darüber hinaus lässt sich jeder einzelne Schritt kontrollieren und die Werte bei Bedarf korrigieren. Und: Einige unserer Kunden haben den flexiblen Ansatz genutzt, um bestimmte Kundengruppen, bei denen die Berechnungen weniger komplex sind, frühzeitig(er) zu informieren – und Gruppen mit hoher Komplexität eher gegen Ende zu bearbeiten.

Die Erfolgsfaktoren

Unsichere Ausgangslage und eine sehr flexible Berechnung – auf diese Herausforderungen haben wir also sehr systematisch und übergreifend reagiert. Das wurde zum Schlüssel für den Erfolg. Der erste Schritt war die Bildung einer internen Task Force inklusive Produktmanagement und diversen powercloud Teams. Die Spezialist:innen haben einerseits sehr schnell ein übergreifendes Lösungsdesign erarbeitet und andererseits dieses Ergebnis mit Kund:innen abgestimmt bzw. individuell angepasst – beispielsweise mit Blick auf Preisentwicklungen. Eine entscheidende Hilfe war dabei, dass alle hochrangig besetzten Arbeitsgruppen sehr schnell arbeiteten – mit einer klaren Zielsetzung: Die Rückzahlung von Entlastungsbeträgen an die Endkund:innen musste mit geringstem Risiko ausgeführt werden. Im Übrigen haben wir diverse Kunden bei Tests mit einbezogen, was immer ein entscheidender Faktor bei der Etablierung einer stabilen Lösung darstellt. Es traten Auffälligkeiten oder Probleme auf? Dann wurde direkt miteinander kommuniziert und die Aufgabe teilweise sogar am Wochenende gelöst (Stichwort „Zeitdruck“).

 

Insgesamt hat diese Erfolgsgeschichte also sehr viel mit Teamwork zu tun. Wir haben zum Beispiel alle Herausforderungen der Kund:innen gemeinsam diskutiert und entschieden, in welcher Weise sie optimal in die Funktionen der powercloud eingebunden werden. Zudem gab es vom ersten Tag an eine detaillierte Kommunikation zum jeweiligen Stand der Dinge: Wo stehen wir gerade und welche Aktivitäten sind jetzt nötig? Am Ende war es immer unser Ziel, Abrechnung rund um die Energiepreisbremse ebenso schnell wie fehlerfrei in die powercloud zu integrieren und viele Prozesse massiv zu vereinfachen. Das ist gelungen, wobei wir uns aktuell sehr über diverse positive Rückmeldungen unserer Kund:innen freuen.

Fazit: Lösungen für alle

„Talent gewinnt Spiele, aber Teamwork gewinnt Meisterschaften“, hat der Basketballer Michael Jordan einmal gesagt. Auch für die Arbeit an der powercloud ist das eine gute Botschaft, denn wir verstehen uns als Interaktionsplattform. Per Teamwork sammeln die Beteiligten neue Erfahrungen, die einerseits in technologische Innovationen einfließen und andererseits für die Umsetzung von neuen (Markt-)Herausforderungen genutzt werden. Am Ende stehen diese Lösungen immer allen zur Verfügung. Die nächste Herausforderung kann kommen.