Von meiner Entscheidung wird das ganze Unternehmen profitieren

Ab April ist Richard Wiegmann der neue CEO von powercloud – Marco Beicht wechselt in den Beirat und übernimmt hier den Vorsitz. Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn der Gründer eines Unternehmens die operative Führung abgibt und sich fortan auf strategische Aufgaben abseits des Daily Business konzentriert. Wir haben mit Marco gesprochen.

Marco, warum hast du dich dazu entschieden, die Position des CEO von powercloud abzugeben?

Die Entscheidung war alles andere als leicht und ist lange gereift, denn als Gründer liegt einem das eigene Unternehmen natürlich sehr am Herzen. Was vor mehr als 10 Jahren als kleines Start-up begonnen hat, ist heute ein systemrelevanter Mittelständler mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben viel erreicht – immer gemeinsam als Team, denn auch wenn die Vision von mir als Gründer festgelegt und getrieben wurde und wird, so ist powercloud doch die Summe der Leistungen vieler Menschen, die sich für unsere Technologie und die Energiewende begeistern. Gemeinsam konnten wir eine ganze Branche in Bewegung bringen, die jahrzehntelang keinen großen Veränderungen unterworfen war. Und genau diese Aufgabe steht auch in den kommenden Jahren unverändert an – schließlich sind die Energiewirtschaft und Technologie unter ständigem Druck sich neu zu erfinden. Inzwischen ist das Unternehmen so stark gewachsen, dass die täglichen Aufgaben als CEO mehrheitlich nicht mehr dem entsprechen, was ich gerne und besonders gut mache: Die Vision von powercloud weiterzuentwickeln und die Energiewende mitzugestalten. Deshalb habe ich die Rolle des CEO abgegeben und bin in die Rolle des Beiratsvorsitzenden gewechselt. Von hier aus kann ich mit der notwendigen Zeit besser an der langfristigen Strategie für das Unternehmen und das Produkt arbeiten und die Energiewende vorantreiben. Dieser Schritt ist übrigens nicht einzigartig, sondern ein bekanntes Modell, das bereits in vielen anderen stark gewachsenen IT-Unternehmen erfolgreich umgesetzt worden ist.

Nimmst du in der Folge viele der aktuellen Aufgaben des Tagesgeschäfts also nicht mehr wahr?

Ja, das ist eine konkrete Folge dieser Entscheidung. Meine Stärke ist es sicher nicht an vielen täglichen Meetings zu kleinteiligen Fragen teilzunehmen. Alle, die mich näher kennen, bestätigen das. Mich begeistert vielmehr die (Weiter-)Entwicklung der Produkt- und Unternehmensvision und -strategie. Lasst es mich einmal so sagen: Erfolg hat sehr viel damit zu tun, die eigenen Stärken zu erkennen und weiter zu stärken und eben nicht ständig die Dinge zu tun, in denen man nicht den höchsten Wert schaffen kann.  Auch nachdem ich das Tagesgeschäft an Richard und das Management Team übergeben habe, bleibe ich weiterhin präsent. Unternehmen müssen im stetigen Wandel bleiben, um nicht überholt zu werden – das gilt auch für powercloud, Ausruhen ist keine Option! Wir haben in den letzten zwölf Monaten bereits viel an unserer Organisation gearbeitet und dies war der nächste logische Schritt.

Weshalb kommt diese Entscheidung gerade jetzt zustande?

Ich hatte bereits vor rund einem Jahr das Gespräch mit unserem Investor General Atlantic gesucht und meinen Plan, in den Beirat zu wechseln, auf den Tisch gelegt. Seitdem arbeiten wir an einer für das Unternehmen bestmöglichen Umsetzung. Der richtige Nachfolger steht nunmehr bereit und der richtige Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Davon wird das Unternehmen profitieren. Über powercloud werden heute schon mehr als 10 Millionen Vertragsverhältnisse von Energieversorgern mit einem Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro verwaltet. Deshalb ist die Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen und Prozessen super wichtig – dazu gehört auch eine andere Art der Unternehmensführung. Man könnte sagen, bei der heutigen Unternehmensgröße ist weniger das Bauchgefühl eines Gründers in der CEO-Position notwendig, das gerade in den ersten Jahren erfolgsentscheidend ist, als vielmehr eine stetige Weiterentwicklung der Organisation und der Prozesse.

Bleibst du denn präsent als „Gesicht“ von powercloud?

Ich werde nach wie vor auf den wichtigen Branchenevents präsent sein, unsere Vision vorantreiben und gleichzeitig viele strategische Kontakte – etwa auf Vorstandsebene – pflegen. Das Unternehmen hat ein starkes Managementteam, das das Unternehmen mit viel Know-how sehr gut führt und repräsentiert. Natürlich wird mein Büro auch auf dem powercloud IT-Campus sein.

Warum fiel die Wahl auf Richard Wiegmann als neuen CEO?

Richard ist ein erfahrener CEO, mit großen Erfolgen sowohl im Technologiesektor als auch in der Energiewirtschaft. Das ist eine ideale Grundvoraussetzung. Ich ganz persönlich schätze ihn als Führungspersönlichkeit. Er hilft Teams dabei, auf der Grundlage von KPIs effizient zu wachsen. Zudem arbeitete er auch schon in der Vergangenheit erfolgreich mit US-Private-Equity-Investoren zusammen und kennt sich mit der Führung von Unternehmen in komplexen Branchen aus. Richard wird die powercloud auf die nächste Entwicklungsstufe führen.

Trotzdem tritt er erst im April seine neue Position an, während du bereits jetzt den Vorsitz des Beirats übernimmst. Warum ist das so?

Ich hatte meinen Dienstvertrag seit dem Investment von General Atlantic zweimal verlängert, bevor dieser am 31.12.22 ausgelaufen ist. Richard ist noch bis Ende März vertraglich gebunden. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er in den nächsten Wochen bereits erste interne Gespräche bei uns führen und powercloud als Organisation nach und nach kennenlernen wird. So kann er ab April dann gleich voll durchstarten. Bis zum offiziellen Start übernimmt unser Geschäftsführer und COO Carsten Dirks interimsweise die Position des CEO, wobei die meisten meiner Aufgaben ohnehin schon in den letzten 12 Monaten auf die Geschäftsführungskollegen übertragen wurden. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Richard.

Hat dieser Wechsel darüber hinaus etwas mit einer veränderten Eigentümerstruktur oder neuen Investoren zu tun?

An der Eigentümerstruktur von powercloud hat sich seit Januar 2019 nichts geändert. Ich bin mit 55 Prozent Mehrheitsanteilseigner, während General Atlantic einen Anteil von 45 Prozent am Unternehmen hält.

Was passiert jetzt mit dem geplanten IT-Campus in Achern?

Der Bau des IT-Campus schreitet mit Hochdruck voran. Bereits im Herbst wird das Bürogebäude bezogen. Nach Corona hat sich auch bei uns eine hybride Arbeitsweise eingestellt, weshalb wir Ende 2021 bereits entschieden haben, eine der vier Etagen des Hauptgebäudes zu vermieten.  Ansonsten hat sich nichts an den ursprünglichen Plänen geändert. Der IT-Campus ist ein elementarer Bestandteil unserer zukünftigen Entwicklung, denn wir wollen hiermit viele Talente gewinnen und binden – auch aus dem Ausland. Das Wachstum von powercloud basiert auf dem Know-how unserer Expertinnen und Experten. Der IT-Campus ist auch für mich persönlich ein Herzensprojekt, weil wir hier modernen Lebensraum mit einer innovativen Arbeitsumgebung verbinden, einen Leuchtturm für Nachhaltigkeit und CO₂-Neutralität schaffen und das ganze mit neuesten Technologien betreiben können.

Abschließend ein Wort zur Strategie in den nächsten Jahren: Wohin geht der Weg von powercloud mit dem neuen Beiratsvorsitzenden Marco Beicht?

Ich bin überzeugt von unserem Weg als Möglichmacher der Energiewende. Vor diesem Hintergrund haben wir beste Chancen, weiterzuwachsen, denn die Transformation der Energieversorgung hat ja gerade erst begonnen. Die Gesellschaft muss nachhaltiger mit den Ressourcen des Planeten umgehen – und wir von powercloud leisten daran einen Anteil, indem wir neue Produkte und nachhaltige Angebote softwaretechnisch nutzbar und abrechenbar machen.  Ich freue mich deshalb sehr auf die kommenden Jahre als Vorsitzender des Beirats, als wichtiger Gesellschafter und dem gelben T-Shirt, das in der Branche zum Markenzeichen geworden ist. Wir werden auch weiter viel bewegen.

 

 

Richard Wiegmann wird neuer CEO bei powercloud – Marco Beicht wechselt in den Beirat

  • Beicht konzentriert sich auf strategische Planung rund um Produkt und Unternehmen 
  • Wiegmann will das Wachstum weiter vorantreiben 

Führungswechsel bei powercloud: Der Gründer und CEO Marco Beicht übergibt die Führung des Unternehmens an seinen Nachfolger Richard Wiegmann, der in den kommenden 6 Wochen die letzten Übergabethemen in seiner aktuellen Position abschließt.  In der Zwischenzeit führt COO Carsten Dirks das Unternehmen kommissarisch weiter. Marco Beicht bleibt dem Unternehmen erhalten und übernimmt den Vorsitz des Beirats von powercloud. 

„Es war keine leichte Entscheidung, denn wir haben gemeinsam in den letzten Jahren eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte geschrieben und dabei einen systemrelevanten deutschen Mittelständler in einem der wichtigsten Zukunftsmärkte aufgebaut.“, erklärt Marco Beicht die Ausgangssituation. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die nächsten Entwicklungsschritte des Unternehmens vorzubereiten. Dazu gehört, dass ich mich als Vorsitzender des Beirats auf die Weiterentwicklung der langfristigen Unternehmens- und Produktstrategie konzentriere, während das Unternehmen stetig weiter professionalisiert wird.“ 

Gleichzeitig ist der neue CEO eine ideale Wahl für die anstehenden Aufgaben: Der 52-jährige Richard Wiegmann verfügt einerseits über eine langjährige Erfahrung in der Leitung von Private Equity finanzierten Unternehmen in anspruchsvollen Branchen – bislang war er CEO von VertiGIS, einem der weltweiten Marktführer für innovative Asset-Management-Lösungen. Andererseits blickt Wiegmann in diesem Umfeld auf beeindruckende Erfolge zurück. „Mein vorrangiges Ziel bei powercloud wird es sein, den Teams des Unternehmens zu helfen – so dass wir auf der Grundlage der visionären und erfolgreichen Arbeit von Marco Beicht den Erfolg weiter ausbauen. Wir wollen powercloud noch stärker machen und dabei das besondere Know-how und die außergewöhnliche Positionierung in den Markt einbringen“, erklärt Richard Wiegmann. „Ich freue mich sehr auf diese außergewöhnliche Aufgabe.“ 

Insgesamt ist das Unternehmen herausragend positioniert und in den letzten zehn Jahren massiv gewachsen: Der Start im Jahr 2012 fand noch in einem kleinen Büro in der Wohnung von Marco Beicht statt. Mittlerweile arbeiten mehr als 400 IT- und Energieexperten für die innovative Billing-Plattform. Dabei werden fast 10 Millionen Vertragsverhältnisse von Energieversorgern mit ca. 20 Milliarden Euro Umsatz verwaltet. „Ich bin so stolz auf das hervorragende Unternehmen und das fantastische Team, das wir aufgebaut haben. Wir haben einen Markt verändert, der sich jahrzehntelang kaum verändert hat“, fasst Marco Beicht zusammen. „Diesen Weg werden wir gemeinsam weiter gehen. Ich bleibe an Bord.“ 

 

 

Alles ist auf den Kooperationsgedanken ausgerichtet

38 EVUs mit unterschiedlichen Anforderungen auf einer Plattform – das soll die Thüga Abrechnungsplattform (TAP) meistern. Welche Rolle dabei die einzelnen Dienstleister übernehmen, erklären die beiden Powercloud-Geschäftsführer Marco Beicht und Zoran Petrovic in einem Interview mit der ZfK, der Zeitung für kommunale Wirtschaft:

 

Accenture wird als Generalunternehmen die TAP für die Thüga entwickeln und bereitstellen. Mit im Boot sind BTC, Klafka & Hinz und Powercloud. Wie darf man sich Ihre Zusammenarbeit vorstellen?

Zoran, Managing Director & CSO bei powercloud:
Eine Plattform, dazu ein Team aus verschiedenen Partnern – so könnte man ganz allgemein unsere Arbeit und die Philosophie hinter der Powercloud Plattform zusammenfassen, denn unsere Lösung steht für eine große Offenheit. Deshalb ist es zum Beispiel sehr einfach, die unterschiedlichsten Software-Lösungen von anderen Unternehmen per App in unser Ökosystem zu integrieren. Alles ist auf diesen Kooperationsgedanken ausgerichtet. Das unterscheidet uns von anderen Anbietern und hat letztlich auch die TAP überzeugt. Das Motto lautet also: Weg von der monolithischen Lösung der Vergangenheit, hin zur flexiblen Plattform der Zukunft. Hier kann jeder seine Stärken ausspielen.

Was für Rollen nehmen die Partner jeweils ein?

Marco, Gründer und CEO bei powercloud:
Accenture der Generalunternehmer, übernimmt damit die Gesamtsteuerung und ist zentraler Ansprechpartner für die einzelnen Projekte sowie Migrationsaufgaben. Experten von Accenture werden die neue TAP-Plattform auf der Basis von powercloud aufbauen und einrichten, während wir uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: die Powercloud Plattform nicht nur für die Marktrolle Lieferant, sondern auch den Netzbetreiber weiterentwickeln. Darüber hinaus unterstützen wir selbstverständlich beim Onboarding und bei der Unterstützung des späteren Betriebs.

Zoran:
BTC als lokaler Partner für Systemintegration & Support verstärkt das Team mit energiewirtschaftlichen Prozesskenntnissen. Das Unternehmen verfügt über großes technologisches Know-how und hat langjährige Erfahrung in der Unterstützung deutscher EVU. Die Klafka & Hinz Energie-Informations-Systeme GmbH liefert die regulierten EDM-Prozesse für Strom/Gas für Vertrieb und Netz, Messwert- und Zeitreihenmanagement. Alle Prozesse werden nahtlos in die Plattform integriert.

Welche Funktionen übernimmt Powercloud im späteren unternehmerischen Prozess? 

Marco:
Auf der Plattform erfolgen letztlich alle regulatorischen Prozesse wie Marktkommunikation, Verbrauchstellen- und Netznutzungsmanagement. Wir sorgen immer dafür, dass alle regulatorischen Anforderungen an die Marktkommunikation eingehalten werden. Dazu kommen das Abrechnungs- und Vertragsmanagement. Man könnte zusammenfassend sagen: Wir stellen das energiewirtschaftliche Herzstück der neuen TAP-Plattform bereit.

Zoran:
Letztlich verwalten wir die gesamten Stammdaten und sind für alle Finanzprozesse zuständig – von der Rechnung, über den Zahlungseingang bis zu Mahnung. Alles wird für das Hauptbuch aggregiert. Und die Lösung steht für alle Marktrollen – also Lieferant, Messstellenbetreiber und Netzbetreiber – sowie für Strom, Gas, Wasser, Wärme/Kälte, B2C- und B2B-Kunden zur Verfügung. Powercloud ist somit vor allem für den Back- und Mid-Office-Bereich verantwortlich. Accenture erweitert unsere Lösung aber um einen standardisierten digitalen Layer inklusive eigener Oberfläche für Frist-Level-Service-Prozesse.

Wie groß war die Freude über den Zuschlag?

Marco:
Die Entscheidung der TAP ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, den wir gebührend feiern werden. Wir kommen damit unserem Ziel, eine zentrale und hocheffiziente Cloud-Lösung für die deutsche Energiewirtschaft zu betreiben, ein großes Stück näher. Übrigens kann man die Bedeutung dieses Meilensteins auch anhand der Reaktionen des Marktes beschreiben: Ich habe von über 100 Energieversorgern sowie von zahlreichen Partnern und Softwareherstellern Glückwünsche erhalten.

Zoran:
Wir haben einen längeren Weg hinter uns, der mit unserer Mitarbeit an der verbandsübergreifenden Initiative .IT­Plattform der Zukunft“ begann. Es hat uns sehr gefreut, dass dieses Projekt in der TAP mündete und wir jetzt den Zuschlag für die neue Lösung bekommen haben – ein sensationelles Ergebnis.

Worin besteht die große Herausforderung bei der TAP und wie genau sorgt ihr System für effiziente unternehmerische Prozesse? 

Zoran:
Die Powercloud soll der passende energiewirtschaftliche Maschinenraum für alle Energieversorgungsunternehmen sein. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie eher klein oder ganz groß sind. Das ist eine Herausforderung, die für uns nie abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Wir wollen natürlich laufend besser werden – zum Beispiel mithilfe von Künstlicher Intelligenz.Unser Versprechen ist es, dass alle TAP-Teilnehmer von diesen und weiteren Innovationen profitieren und somit für die Herausforderungen der Zukunft perfekt aufgestellt sind – von der Digitalisierung bis zum demographischen Wandel.

Marco:
Man sollte an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass die TAP heute schon 38 EVUs unterschiedlichster Größen zusammenfasst. Das war alles andere als eine leichte Aufgabe die Anforderungen unter ein Dach zu bringen. Gleichzeitig liegt darin aber auch die große Chance für die Teilnehmer, weil sich erhebliche Synergieeffekte durch die Vereinheitlichung ergeben. Das passt perfekt zu unserer Powercloud-Strategie die wir seit fast zehn Jahren schon verfolgen: Ein standardisierter Maschinenraum für die Energiewirtschaft bei Unternehmen unterschiedlicher Größen – vom kleinen Startup bis zu Energieriesen wie E.ON, EWE, EnBW oder Lichtblick. Heute bieten wir ein vielfach praxiserprobtes Standard-Cloudprodukt an, auf das die TAP­Plattform direkt aufsetzen kann. Eine klassische Win:Win Situation.

 

 

Quelle: ZfK (https://www.zfk.de/digitalisierung/it/alles-ist-auf-den-kooperationsgedanken-ausgerichtet, 2021-11-30)

 

 

Neuer COO Carsten Dirks verstärkt Geschäftsführung

Gerade hat powercloud SAP überholt und ist deutscher Marktführer unter den IT-Partnern für die Energiewirtschaft. Nun wird die Geschäftsführung erweitert, um das internationale Wachstum weiter voranzutreiben.

(powercloud, Offenburg, 14/01/2022) – Das 2012 gegründete Software-as-a-Service-Unternehmen powercloud erhält Verstärkung in der Geschäftsführung. Ab dem 17. Januar 2022 unterstützt der 53-jährige Carsten Dirks den Geschäftsführer und Gründer Marco Beicht in der Position des Chief Operating Officer. Dirks war zuvor zehn Jahre in selbiger Position bei Open-Xchange, dem Marktführer bei offenen E-Mail-Plattformen, im Zeitablauf für Engineering, Services, Support und Administration verantwortlich. In vorherigen Stationen besetzte Dirks die Posten des Vorstandsvorsitzenden und Global Managing Director der Interactive Data Managed Solutions AG. Davor besaß Dirks weitere führende Rollen in verschiedenen IT-Unternehmen. Hinzu kommen seine früheren Erfahrungen als Vice President und Program Director bei SAP.

Bei powercloud verantwortet Dirks zukünftig die Bereiche Produkt, Entwicklung sowie Betrieb und ist für die Stabilisierung und den Ausbau der bestehenden Märkte sowie die Skalierung in weitere Märkte zuständig. Hier wird er seine Expertise in Bezug auf Großkunden und kritische Infrastrukturen einsetzen können. CEO Beicht hingegen wird sich vermehrt auf die Entwicklung des Unternehmens und des Produkts, der Unternehmenskultur als auch die weitere Internationalisierung konzentrieren.

Marco Beicht kommentiert: „Carsten Dirks‘ tiefgreifendes Know-how wird es uns ermöglichen, unsere Prozesse und Abläufe nach dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre weiter zu optimieren, zu operationalisieren und strategisch auszurichten. Mit ihm haben wir den Posten des COO hervorragend besetzen können. Ich freue mich, zusammen mit Carsten die Entwicklung der Energiebranche weg von alten Legacy-Systemen hin zu einer offenen und innovativen Cloud-Plattform voranzubringen. Angesichts der digitalen Anforderungen der Energiewende ist das der Standard, der angestrebt werden muss.“

Carsten Dirks sagt:

powercloud ist als deutscher Marktführer unter den IT-Partnern für die Energiewirtschaft nicht mehr zu unterschätzen. Auf mich warten viele spannende Aufgaben in Hinblick auf powerclouds Kunden, die momentan als enorm relevante Branche vor große Umbruchsprozesse und digitale Herausforderungen gestellt werden.

 

 

 

Ermöglicher der digitalen Energiewende

Ermöglicher der digitalen Energiewende – und nicht nur das – powercloud setzt in puncto Nachhaltigkeit auf einen ganzheitlichen Ansatz.

Nachhaltigkeit ist für powercloud gleich dreifach ein zentrales Thema: Als Anbieter einer Enabling-Technologie für eine nachhaltige Energiewirtschaft, als Vorreiter in Sachen nachhaltiger Unternehmensführung und als Botschafter im Rahmen zahlreicher Nachhaltigkeitsinitiativen.

 

 

Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien

Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung – die Energiewirtschaft befindet sich im Umbruch. powercloud ermöglicht es Energieversorgungsunternehmen (EVU), ihre Digitalisierung mit Hochdruck voranzutreiben und somit auf den Wandel des Marktes zu reagieren. Als SaaS-Billing-Lösung stellt powercloud die Basis für die effiziente und kundenorientierte Abwicklung und Abrechnung neuer, grüner Produkte und Dienstleistungen bereit. Eine intelligente Cloud-Lösung, angetrieben von dem Wunsch, die digitale Energiewende zu ermöglichen. Dazu kommen die Vorteile von Erweiterungen über den sogenannten powerApp-Store, mit dessen Hilfe sich zusätzliche Funktionen und Geschäftsmodelle mit nachhaltiger Ausrichtung integrieren lassen. Kurzum: mit Hilfe von powercloud erhalten nachhaltige Prozesse und Produkte zunehmend Einzug in die Energiewirtschaft.

IT-Campus als Best-Practice für eine nachhaltige Wohn- und Arbeitswelt

Dass die grüne Energie-Revolution für powercloud längst begonnen hat, demonstriert das Unternehmen aktuell mit dem im Bau befindlichen IT Campus in Achern. Dieser gilt bereits jetzt als zukunftsweisendes Energiewende-Musterexemplar für die Wohnungswirtschaft und für die Energiegesellschaften von morgen. Bei Fertigstellung im Jahr 2024 sollen alle Gebäude komplett CO2-neutral sein. Das Areal wird über eine eigene Photovoltaik-Stromversorgung sowie Stromspeicherungslösungen verfügen. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt über Wärmenetze inklusive der Einbindung von Biomasse und Großwärmepumpen. Außerdem gibt es ein spezielles Mobilitätskonzept, zu dem unter anderem Sharing-Angebote von E-Autos und -Bikes sowie ein weiterentwickeltes ÖPNV-Angebot gehören. Doch der IT-Campus verkörpert weit mehr als nur umweltpolitische Aspekte der Nachhaltigkeit. Er gilt auch als wegweisend in Bezug auf die neuen Formen des Lebens und Arbeitens. Soziale Aspekte spielen also eine ebenso große Rolle wie ökologische. Eben ganzheitlich gedacht, denn Nachhaltigkeit bedeutet für powercloud nicht nur Energiewende und Klimaneutralität, sondern auch ein faires Miteinander unter Bedingungen, die es zukünftigen Generationen erlauben, ein „gutes“ Leben zu führen.

Botschafter für eine Nachhaltige Zukunft

Neben der nachhaltigen Ausrichtung des eigenen Produktes und der zukünftigen Arbeitswelt, engagiert sich powercloud auch in zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen – auf lokaler und globaler Ebene. So ist powercloud CEO Marco Beicht Mitglied der „Fairantwortung AG“, einer gemeinnützigen Unternehmerinitiative aus Karlsruhe. Deren Ziel ist es, den Wandel der Gesellschaft hin zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Wirtschaftssystem zu unterstützen.
Auf internationaler Ebene engagiert sich powercloud als Mitglied der „Tech for Net Zero Allianz“, die die Deutsche Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit Bill Gates Initiative „Breakthrough Energy“ ins Leben gerufen hat. Ziel ist es, ausgehend von technologischen Entwicklungen skalierbare Innovationen für Deutschlands Energiewende und Klimaneutralitätsziel zu identifizieren und Empfehlungen für die Weiterentwicklung entsprechender Rahmenbedingungen in Deutschland zu geben.
Ein vergleichbares Ziel hatte Marco Beichts Engagement beim „SET Tech Festival“, das am 20. Oktober ebenfalls von der dena gemeinsam mit dem World Energy Council veranstaltet wurde. Die Veranstaltung bot Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur Zugang zu den innovativsten Start-ups im Bereich der Energielösungen, sondern brachte sie auch mit innovationsorientierten Unternehmen, Investorinnen und Investoren und öffentlichen Organisationen zusammen, die die Energiewende vorantreiben wollen.

Klimaneutralität beginnt heute

Während der mustergültige IT Campus erst im Jahr 2024 vollständig fertiggestellt sein wird, sorgt powercloud schon jetzt, wo möglich, dafür, dass die geschäftlichen Aktivitäten möglichst klimaneutral erfolgen. Dazu nutzt das Unternehmen unter anderem Planetly für ein intelligentes CO2-Management. Mit planetly lassen sich Emissionen berechnen, die größten Emissions-Hotspots identifizieren und auf dieser Basis die richtigen Stellschrauben hin zu einer negativen CO2-Bilanz drehen.
Darüber hinaus beschäftigen sich die Verantwortlichen von powercloud auch mit neuen Work-Life-Konzepten. Konkret heißt das zum Beispiel: Arbeitnehmer können einen Teil ihrer Arbeit jederzeit im Homeoffice erledigen und so bei Bedarf schnell den Arbeitsplatz erreichen. Um erforderliche geschäftliche Autofahrten nachhaltig zu ermöglichen, verfügt powercloud außerdem über eine aus fünf Fahrzeugen bestehende e-Smart-Flotte.

powercloud lebt durch viele Aktivitäten eine Firmenkultur, die für ein nachhaltiges Miteinander sensibilisiert. So passen – im Sinne von „Walk the Talk“ – das Engagement und die Maßnahmen rund um unternehmerische Nachhaltigkeit zur grundsätzlichen Ausrichtung der powercloud-Plattform auf eine nachhaltige Energiewirtschaft.

 

 

 

Marco Beicht im Interview: Der Weltverbesserer

Marco Beicht ist einer der spannendsten jungen Unternehmer zwischen Karlsruhe und Freiburg. Mit seinem ERP-System für die Energieriesen dieser Welt macht er die große Energiewende überhaupt erst managebar – und bewegt dafür Milliarden.

 

Ein Interview von Ulf Tietge, Fotos © Jan Reiff

 

Vor acht Jahren hat Marco Beicht in Achern seine Firma powercloud gegründet – heute ermöglicht er mit seiner Software Großkonzernen, Versorgern und Stadtwerken die Verwaltung von vielen Millionen Kundendaten. Das aber ist erst der Anfang. In Australien startet powercloud durch, in den USA gibt es viel zu tun und in Achern plant der Gründer einen Hightech-Campus für 85 Millionen Euro, um vom Schwarzwald aus die Welt der Energie, der Teslas und Solarzellen, der Daten und Zahlungsströme komplett neu zu denken. Denn Marco Beicht ist überzeugt: Die Energiewelt von morgen braucht ein neues Betriebssystem. Seines.

 

Ich hab einen Vorschlag: Du darfst Dir die Überschrift für diesen Artikel selbst aussuchen: „Badens Elon Musk“, „Der Weltverbesserer“ oder „Wie man die SAP einfach links liegen lässt“ …

Also das Dritte lassen wir gleich mal weg. Wir haben uns abgewöhnt, in der Presse über SAP zu sprechen. „Badens Elon Musk“ ist unglaublich bold und das bin ich nicht. Insofern nehme ich den Weltverbesserer!

Dann solltest Du jetzt in einem Satz sagen, warum Powercloud so erfolgreich ist, dass Ihr die Welt verbessern könnt …

Wir sind in eine Branche eingestiegen, in der lange keine Bewegung war. Energiewirtschaft ist ursprünglich vom Zähler aus gedacht. Den hat ein Energieversorger geliefert, auf der anderen Seite stand ein Verbraucher …

… das ist erst mal nix Neues, aber schon der dritte Satz …

Zehn Jahre nach der Telekommunikation kam die Marktöffnung, hat aber anfangs kaum jemanden interessiert. Irgendwann kamen die erneuerbaren Energien, viel politischer Change und schließlich Fukushima. Der Start einer Innovationsspirale. Im deutschen Netz haben wir mittlerweile 48 Prozent erneuerbare Energie. Das ist weltweit spitze und wir haben „Prosumer“, die einfach mehr wollen von ihrem Stromversorger, die Fragen zu ihrer Photovoltaikanlage haben oder zum Elektroauto.

Aber wie hilft mir powercloud weiter? Ihr seid ja kein Energieversorger, höchstens ein Energieversorger-Bessermacher?

Das trifft es. Wir nehmen alte, monolithische Softwaresysteme und ersetzen sie durch neueste Cloud-Technologie: als modernes ERP-System für die Energiewirtschaft.

Würdest Du Dich so in der Höhle der Löwen vorstellen, oder was wäre Dein Elevator Pitch?

Wir sagen: Wir sind die Basis dafür, dass erneuerbare Energien funktionieren. Denn: Wenn der Energieversorger etwas nicht abrechnen und abwickeln kann, baut er es auch nicht. Durch Powercloud kann er das aber. Das Zusammenspiel von zigtausend Solarpanels und Batteriespeichern muss man ja auch in Geldströme ummünzen. Und das ermöglichen wir. Die Stadtwerke Berlin setzen auf unsere Plattform, bauen ihren Mietshäusern Solarzellen aufs Dach und Batterie-speicher in den Keller. Das Tolle ist, dass du die Energie so lokal vermarkten kannst. Du brauchst das Verteilnetz gar nicht mehr. Du verkaufst den Menschen, die im Haus wohnen, grünen Strom vom Dach. Das ist einmal emotional eine unglaubliche Bindung. Und dadurch, dass Netzentgelte und Abgaben wegfallen, die normalerweise die Hälfte des Strompreises ausmachen, ist es auch noch günstiger.

Ist das Netz der Zukunft also dezentral?

Dezentralität wird eine immer größere Rolle spielen. Gehen wir mal fünf Jahre weiter: Es sind immer mehr Elektroautos auf der Straße – aber was passiert, wenn um halb sechs alle nach Hause kommen und ihre Ladekabel einstecken? Der große Blackout. Wir müssen daran arbeiten, dieses Szenario zu verhindern. Dezentralität ist da eines der Stichworte. Wir können nicht nur Erzeugung lokal steuern, sondern auch den Verbrauch …

… weil es meinem Elektroauto egal sein kann, wann genau es lädt. Aber das steuert das Netz ja nicht …

Heute noch nicht. Aber morgen muss es das. Dafür musst du aber wissen, was der Kunde will. Denn du kannst ja nicht sagen: „Ich lade jetzt nicht. Basta.“ Du brauchst vom Kunden die Information: „Ich fahre morgen wie immer zur Arbeit und zwar 22 Kilometer.“ Der nächste aber muss morgen nach Hamburg …

… und das steht in seinem Kalender, vernetzt mit dem Auto.

Und genau dazu brauchst du eine digitale Plattform wie die Powercloud, um die Daten zusammenzuführen. Das ist das Geschäftsmodell. Dann kannst du als Versorger oder Netz hingehen und sagen: „Lieber Kunde, Du brauchst jetzt schnell viel Energie. Ich habe leider gerade nichts im Netz, aber ich treibe Dir für zehn Cent Prämie welche auf.“ Dem anderen Auto nebendran sagst du – wenn wir die Autos irgendwann entladen dürfen –: „Ich zahle Dir fünf Cent über Marktpreis.“ Für diese Steuerung brauchst du Daten und Plattformen – das ist Powercloud.

Warum braucht es Euch, um Energieriesen das beizubringen? Hätten die so ein System nicht auch selbst entwickeln können?

In der Theorie schon. Aber kein Mensch steht am Morgen auf und sagt: „Ich entwickle eine Abrechnungsplattform für Energieversorger.“ Wir haben zunächst damit begonnen, innovative Produkte zu bauen. Wenn du heute auf Verivox gehst, hast du unglaublich viele Anbieter, die sehr eng beieinander sind. Mehrheitlich arbeiten sie mit powercloud und haben so einen Marktinsight. Sie wissen, wie sich der andere Energieversorger bewegt.

Das ist, was Tankstellen seit 20 Jahren machen, wo der Chef morgens rumfuhr und dann die Preise anpasste.

Genau. Wir rechnen morgens mehrere Milliarden Preise aus, machen einen Forecast, wo ein Versorger landen könnte, und ermöglichen ihm, auf dieser Grundlage ein Szenario für morgen zu entwickeln. Das war das erste Produkt, das wir in der powercloud hatten. Das war super. Aber keiner hat es gekauft. Weil es keiner abrechnen konnte. Millionen Preise am Tag? Das hat die Bestandssysteme massiv überfordert.

 

 

Von den sechs größten deutschen Versorgern fehlt auf unserer Plattform nur noch einer: Vattenfall.

 

 

Hast Du Dir diese Entwicklung so vorgestellt, als Du angefangen hast?

Nicht im Ansatz. Das war damals auch nicht unser Weg. 2012 wollten wir den jungen, kleinen Energieversorgern helfen. 2015 kam dann mit der EnBW der erste große Versorger um die Ecke und sagte: „Mensch, Ihr macht da ein Marktkommunikationssystem? Verrückt!“

Wie gewinnt man einen Kunden wie EnBW? Über eine Ausschreibung? Einfach anrufen? Oder braucht es Vitamin B?

Spannenderweise rief der Kunde bei uns an. Ein sehr untypischer Weg. Da war ein Projekt offen, man hat nach etwas gesucht und es war nichts Passendes auf dem Markt. So kamen wir ins Spiel. Wir waren ein kleines Start-up. Das Wagnis, das die EnBW eingegangen ist, war groß, und dafür sind wir der EnBW sehr dankbar. Auch E.ON und EWE setzen inzwischen auf powercloud.

Wer kommt als Nächstes? Vattenfall? Die Électricité de France?

Von den sechs größten deutschen Versorgern fehlt auf unserer Plattform nur noch einer: Vattenfall. Wir haben den ersten Versorger in Australien mit mehr als einer Million Kunden, sprich: Wir sind „around the globe“. Anfang 2020 haben wir unsere Tochtergesellschaft in den USA gegründet. China ist heute noch kein Thema, aber wer weiß, was die Zukunft so alles bringt.

Euer Know-how ist exportierbar, skalierbar und morgen ist powercloud ein Global Player statt eines Hidden Champions?

Vielleicht sagen wir überübermorgen. 2018 mussten wir entscheiden, was wir machen. Es gab zwei Optionen: Entweder bleiben wir ein rein deutscher Player. Was die Rendite angeht, wäre das auch gut gewesen. Variante B war: Wir geben Vollgas und gehen global. Das aber kostet ein paar Euro. Das ist der Grund, warum wir auch manches an der Struktur der powercloud ändern mussten. Aber dafür können wir jetzt auch Wasser und Abwasser, Gas und TV-Gebühren, Breitband und was es an Commodities noch so gibt.

Wie viele Mitarbeiter habt Ihr aktuell?

Um die 150. Wir haben extremen Zuwachs: Im Moment stellen wir im Monat teilweise 20 bis 25 Leute ein. Zu den 150 kommen noch 300 Externe, die bei Kunden und Partnern sitzen und die Plattform erweitern. Hinter dem Ganzen steckt eine ganz schöne Performance. Selbst wenn du dir die großen Softwareentwickler anschaust, die ursprünglich in dem Bereich unterwegs sind – womit wir gerade laufen, ist eine andere Performance.

2019 hast Du für einen dreistelligen Millionenbetrag 45 Prozent an General Atlantic verkauft. Im Nachhinein: ein guter Deal? Noch so einen Deal kannst Du nicht machen, ohne die Mehrheit zu verlieren …

Die Mehrheit zu behalten, ist für mich wichtig. Denn so kann ich bestimmen, wohin die Firma sich entwickelt und wir bleiben schnell. Wenn du alles erst abstimmen musst, wird es unheimlich schwierig … Außerdem ist unsere Finanzierung ausreichend. Wir sind ja nicht Seed oder Growth, sondern Private Equity. Da muss alles klappen. Da gibt es kein Trial and Error, sondern Serious Business. Und so ein Private Equity Deal stößt auch Türen auf. Manchmal fragt sich ein Versorger schon, ob wir nicht zu klein sind. Aber dann rufen die Kollegen von General Atlantic aus den USA an und sagen: „Hej, wir verwalten 40 Milliarden aktuell. Da ist Slack dabei, Uber, Flixbus – und eben Powercloud. Auf die kann man setzen, die können das.“ Das hilft und macht enorm schnell.

 

 

Am Ende des Tages bieten wir eine Heimat für Experten, die aus allen Ecken der Welt kommen.

 

 

Was ist powercloud heute wert? Eine Milliarde?

Noch nicht. Für die Milliarde werden wir noch zwei, drei Jahre brauchen.

Die letzte Zahl, die ich zu Eurer GuV finden konnte, ist aus 2017. Bilanzgewinn: 3,8 Millionen. Das ist a) schon einige Zeit her und b) nicht so mega beeindruckend. Wie wird 2020 enden – und wo steht Ihr in fünf Jahren?

Klar sind wir gewachsen, klar geht es bergauf. Aber Internationalisierung kostet eben auch.

Also spielt Profitabilität erst einmal gar keine Rolle?

Ganz egal ist einem das nie. Aber der Marker, den wir kontrollieren, ist: Wie schnell wachsen wir? Wen wollen wir als Kunden? Und wen erst einmal nicht? Wer erfolgreich ist, wird kopiert. Wie geht Ihr damit um? Unser einziger Schutz ist Geschwindigkeit. Wir arbeiten mit Firmen wie Accenture oder IBM und wenn die sich mal zu einer Lösung bekennen, geht es auch voran.

Welchen Einfluss hat Corona auf Euch? Hilft es, in Sachen Digitalisierung ernst zu machen oder bremst es Euch?

Einerseits ist es cool, dass wir Deals machen können, ohne die Menschen je gesehen zu haben. Auf diese Art ganze IT-Systeme auszutauschen, das war früher undenkbar und spart uns extrem viel Reisezeit. Andererseits sind die Versorger Anfang des Jahres ein bisschen langsamer geworden und haben Projekte zurückgestellt. Uns tut das sogar gut, denn wir konnten ein paar Dinge in den Griff kriegen, die in einer schnell wachsenden Organisation auftreten.

Ihr wollt in Achern bauen. Aber warum?

Sind wir im Schwarzwald mit Informatikern und Energie-Experten so reich gesegnet? Sind wir irgendwo auf der Welt damit reich gesegnet? Nein. Am Ende des Tages bieten wir eine Heimat für Experten, die aus allen Ecken der Welt kommen. Ob du die jetzt nach Achern holst, nach Freiburg oder Berlin, ist gar nicht so relevant …

Aber Du kannst sagen: Schau mal, wie schön der Schwarzwald ist!

Jep! Und wir bieten einen Campus, der mehr zu bieten hat als nur Büros. Wir haben das Wohnen hintendran, wir können nach Kulturen clustern, können zum Beispiel ein spezielles Haus für die Spanier machen oder eines für die Engländer …

… und die Iren müssen nicht gleich nebendran einziehen.

Nur wenn sie wollen. Aber das ist eben der Punkt: Wir bauen Regulatorik für verschiedene Länder. Wir brauchen die Spanier, die Amerikaner und die vielen anderen. Und denen bauen wir ein Umfeld, in dem sie sich mit ihren Familien wohlfühlen. Wir kriegen die Experten zusammen, anstatt unser Kernproduktwissen zu verteilen.

Der neue IT-Campus soll nicht einfach nur ein Business-Park werden, so wie es viele gibt, oder?

Natürlich nicht. Er muss smart sein, wir wollen ohne Emissionen mehr Energie erzeugen als wir verbrauchen und es geht um die Zukunft des Wohnens. Es wird oberirdisch keinen Verkehr geben, sondern eine ganz neue Lebensqualität. Mit Stadtpark. Mit Spielplatz. Ein Traum!

Ist Achern Deine Blaupause für die Welt von morgen?

Das Areal schon. Für Versorger zum Beispiel, die so Konzepte ja auch ausrollen. Aber auch für die Wohnungswirtschaft. Denn wir realisieren ein ganz anderes Wohnen, eine ganz andere Vernetzung. Die Karte, mit der du deine Haustür öffnest, passt auch zum Büro. Wenn es daheim klingelt, dann auch auf dem Handy. Und wenn du auf ein Paket wartest, kommt es an, weil es auf dem Campus Paketstationen für alle Dienste gibt. Ich glaube: Dieser Campus wird überall auf der Welt nachgebaut werden. Nicht nur von uns, sondern von vielen. Denn um unsere großen grünen Ziele zu erreichen, muss die Wohnungswirtschaft mehr tun als nur mal hier und da ’ne Heizung auszutauschen.

 

Autor Ulf Tietge hat Wirtschaftsmagazine wie Econo oder Business in Baden entwickelt und führt heute seinen eigenen Verlag in Offenburg. Kein Wunder also, dass er die Gefühlswelt von Entrepreneuren so gut einschätzen und beschreiben kann.

 

 

Die Macher der Energiebranche

Dynamische Software für dynamische Märkte

Aus energy 4.0, Kompendium 2020 / 2021

MARCO BEICHT ist Gründer und CEO von powercloud. Der Unternehmer gründete bereits davor mehrere Firmen, darunter 2004 Intellishop, die er bis 2010 als Vorstand führte. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft, Karemha Holding, ehemals MBB Technologies Group, ist er zudem an weiteren Unternehmen beteiligt, wie dem Elektromobilitäts-Spezialisten Chargecloud. Beicht studierte unter anderem am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bevor er seinen MBA-Abschluss erlangte.

In Zeiten der Corona-Krise gibt es wenige Optimisten, Marco Beicht ist einer davon. Der Chef des IT-Unternehmens powercloud geht davon aus, dass Deutschland vermutlich binnen 18 Monaten zu alter Stärke zurückfindet. In der Energiewirtschaft beschleunigt die Pandemie nach seiner Einschätzung den Trend zur Digitalisierung und Kundenzentrierung weiter. „Wir werden in der Folge mehr mutige Entscheidungen und neue Geschäftsmodelle sehen“, prognostiziert der IT-Experte. Mut ist sicherlich eine Eigenschaft, die auf den 36-Jährigen besonders gut zutrifft. Direkt nach dem Abitur entwickelte er mit einem Startkapital von 25.000 Euro, das er von seinem Vater bekommen hatte, den E-Commerce-Softwarehersteller Intellishop, der unter anderem für Unternehmen wie T-Mobile und Eismann arbeitet. Damit war auch die Basis gelegt für den Weg in die Energiewirtschaft mit der Gründung von powercloud. Nachdem er das Unternehmen lange alleine finanziert hatte, ist 2019 der US-Investor General Atlantic mit über 100 Millionen Euro eingestiegen.

 

 

Das Unternehmen mit Hauptsitz im südbadischen Achern, sorgte spätestens seit EnBW und Eon zum Kundenkreis seiner Software-as A-Service (SaaS)-Lösung zählen für großes Aufsehen in der Branche. Beicht erläutert die entscheidenden Eigenschaften so: „Wir stellen unseren Kunden eine standardisierte Cloud-Plattform für die energiewirtschaftlichen Prozesse rund um Abrechnung, Marktkommunikation, Zählwesen und Buchhaltung bereit. Alle regulatorischen Änderungen erledigen wir zentral und ohne zusätzlichen Aufwand für die Kunden, so dass diese sich voll und ganz auf Ihre Kundenbeziehungen und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen konzentrieren können.“ Mittlerweile verwaltet powercloud nach eigenen Angaben sieben Millionen Endkundenverträge. Geschwindigkeit ist dabei für Beicht das entscheidende Kriterium. „Wir sind schneller und agiler als bestehende Systeme und Akteure.“ Zudem konzentriere man sich strikt auf die Ver- und Entsorgungswirtschaft. Der Gründer fasst die DNA seines Unternehmens so zusammen: „Uns umgibt die Gunst der jungen Geburt. Wir sind der frische Wind der Branche.“ Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass es nicht sinnvoll ist, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Deshalb arbeite man permanent an der IT-Architektur: „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir uns fortlaufend selbst herausfordern müssen, um langfristig erfolgreich am Markt zu sein“, betont Beicht. Derzeit steht der powercloud App-Store im Fokus. Darüber bieten auch Drittanbieter heute schon zahlreiche Apps an, die weitere Funktionen auf die Plattform bringen. Damit ist laut dem Unternehmer das System so flexibel, dass neue Ideen in kürzester Zeit und mit sehr geringem Aufwand umgesetzt und abgewickelt werden können. „Das Ökosystem wächst mit jedem Partner und Kunden“, betont Beicht.

 

 

Dies befeuert eine Marktdynamik, der auch die Kunden des IT-Start-ups ausgesetzt ist. Beicht sieht die Situation so: „Es wird mehr neue Anbieter geben, die mit günstigen Preisen oder innovativen Angeboten um Kunden kämpfen. Gleichzeitig rüsten die bisherigen Player nach und nach auf und wollen mit neuen Plattformen und neuer Stärke Innovationen weiter vorantreiben.“ Einige Marktteilnehmer werden laut dem Badener dieses Innovationsrennen nicht mitgehen können, viele andere werden gestärkt aus diesem herausgehen. Damit schließt er auch Konsolidierungen nicht aus.

 

Der Herausforderer

13.08.2020 – Mit eindrucksvollen Business-Wins bei großen Versorgern und dem Einstieg eines großen Finanzinvestors hat der Software-Anbieter powercloud aus dem badischen Örtchen Achern spätestens seit Mitte vergangenen Jahres für erhebliche Aufmerksamkeit in der Branche gesorgt. Wir sprachen mit Gründer und Geschäftsführer Marco Beicht.

Herr Beicht, wann und wie ist das Unternehmen powercloud eigentlich entstanden?
powercloud wurde 2012 gegründet, die ursprüngliche Idee und erste Entwicklungen sind aber schon 2009 entstanden. Meinen Ursprung habe ich im e-Commerce, wo ich seit 2003 unter anderem auch T-Mobile und tele.ring als Kunden hatte. Der Weg aus dem Telco-Segment zur Energie ist dann auch nicht ganz untypisch erfolgt. Zu Beginn hat sich powercloud vor allem auf die Vertriebsprozesse und das Produktmanagement konzentriert.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich gerade auf die Energiewirtschaft zu fokussieren? Die Branche gilt ja eher als komplizierter Markt…
Mit unseren ersten Kunden, allesamt zunächst Strom- und Gasdiscounter, wurde schnell transparent, dass nicht nur neue Lösungen für Produktmanagement und Vertrieb benötigt werden, sondern insbesondere die Abwicklung sich zu einem Kostentreiber und Innovationshemmnis entwickelt hatte. Die initiale Fokussierung auf die neuen Anbieter war für uns eine wichtige Entscheidung. Hier konnten wir unser Wissen aus dem e-Commerce perfekt ausspielen und trafen gleichzeitig auf Akzeptanz für leichtgewichtige Ansätze. Gemeinsam mit den neuen Anbietern begannen wir dann auch zum Beispiel unsere Marktkommunikation, die Abrechnung und die Buchhaltung in den Produktivbetrieb zu bringen – allesamt kritische Prozesse im Herzen eines Energieversorgers. Nachdem wir eine mittlere sechsstellige Anzahl an Kunden auf der Plattform hatten, ist 2015 dann der erste Energiekonzern auf powercloud aufmerksam geworden.

Wodurch unterscheidet sich der Ansatz der powercloud? Oder anders gefragt: Was glauben Sie, hat Ihre Kunden überzeugt?
Unsere Kunden entscheiden sich insbesondere aus vier Gründen für einen Wechsel auf die powercloud. Erstens kümmern wir uns um die regulatorischen Updates, ohne, dass Aufwand beim Kunden für die Umsetzung in der powercloud anfällt. Dazu gehören etwa die Formatwechsel und gesetzliche Anpassungen wie jüngst das Konjunkturpaket. Das spart auf Kundenseite zum einen Budget, zum anderen können knappe Ressourcen sinnvoller eingesetzt werden.

Zweitens senken die Automatisierung, die deutlich geringere Komplexität und die digitalen Kanäle die Cost-to-Serve und zwar weit über die reinen IT-Kosten hinaus.
Der dritte Grund ist, dass unsere Kunden neue Produkte, smarte Bundles und individuelle Angebote schnell und kostengünstig auf dem Markt testen und ohne großen Aufwand abwickeln wollen. Pro-duktinnovation wird immer wichtiger zur Sicherung der Wettbewerbsposition.

Zu guter Letzt ist die Investitionssicherheit ein großes Thema. Die Marktteilnehmer stehen aktuell vor der Herausforderung, dass die Wartung vieler Legacy-Systeme ausläuft oder die Wartung dieser immer schwieriger und kostenintensiver wird. Als Standard-Cloud-Angebot haben wir eine passende Antwort.

 

 

Und wie setzen Sie das konkret um?
Wir bauen einen Standard für die Branche, der nicht nur gleichzeitig für kleine und große Versorger passend ist, sondern auch für neue Anbieter und Versorger mit Grundversorgungsgebiet. Das galt lange als unmöglich – zumindest vor powercloud. Dabei durchdenken wir alle Prozesse strikt aus der Perspektive des Endkunden und setzen auf eine hohe Automatisierung. Die Differenzierung von Versorgungsunternehmen findet nämlich immer seltener durch Backend-Prozesse statt, sondern durch das Frontend – sprich durch eine individuelle Kundenansprache und neue Angebote.

Welche Themen beziehungsweise Arbeitsprozesse deckt die powercloud denn aktuell ab?
powercloud wächst Tag für Tag. Dabei bringen nicht nur wir laufend neue Funktionalitäten, sondern auch weitere Anbieter über unseren App-Store. Powercloud konzentriert sich dabei auf die energiewirtschaftlichen Kernprozesse wie Produktmanagement, Kundenakquise, CRM, Abrechnung, Marktkommunikation und Buchhaltung – das alles für Strom, Gas, Wasser, Abwasser und Wärme.

Planen Sie eine Ausweitung der Lösung? Stichwort Netzprozesse?
Nachdem wir die Marktrolle Lieferant zwischenzeitlich sehr erfolgreich auf dem Markt etablieren konnten, haben wir begonnen eine Lösung für Messstellen- und Netzbetreiber zu entwickeln. Darüber hinaus werden auch weitere Medien, wie z.B. Telekommunikationsangebote, zukünftig auf der powercloud abgebildet. Der Ver- und Entsorgungsbranche bleiben wir jedoch auch zukünftig treu und können uns so, mit Expertenwissen und Fokus, von Anbietern differenzieren, die agnostischer unterwegs sind.

Eine interessante Besonderheit bei der powercloud sind die Apps, die von Partner- bzw. Beteiligungsunternehmen wie chargecloud angeboten werden. Können Sie dieses Konzept für unsere Leser erläutern?
Das funktioniert ähnlich wie auf Ihrem Handy. Im powerApp-Store kann man neue Funktionen in seinem powercloud-Mandanten aktivieren. Dabei gibt es drei Kategorien von Apps. Vollintegrierte powerApps bringen zusätzliche Funktionen und Geschäftsmodelle in die powercloud. Chargecloud etwa bringt spezielle Abrechnungsmodelle für die Elektromobilität oder die Verwaltung von Ladesäulen mit, während das Conuti Mieterstrom-Modul sich um die Vermarktung von lokal erzeugter Energie kümmert. Eine weitere Kategorie sind die Interface-Apps, über die andere Softwarelösungen integriert werden – dazu gehört etwa ein Connector zu Salesforce. Schließlich kann über Data-Apps der Zugriff auf Daten gewährt werden, womit neben Analytics-Angeboten auch datengetriebene Geschäftsmodelle einfach möglich werden.

Nun ist die powercloud ja beispielsweise bei der EnBW schon operativ. Was hat sich für das Unternehmen geändert? (Prozesse, Kosten etc.)
EnBW ist ausgesprochen gut in der Umsetzung digitaler Kanäle und bei der Nutzung smarter Automatisierung mit unserem Event-System. Neue Produkte können sehr viel schneller auf den Markt gebracht und dann zuverlässig abgewickelt werden. Ebenso wichtig wie die neuen technischen Möglichkeiten ist aber auch der kulturelle Wandel im Unternehmen selbst, der mit der Einführung einer Cloud-Lösung einhergeht. Dazu gehören neben dem Abbau von Komplexität auch die Digitalisierung des Tagesgeschäfts und neue Arbeitsweisen. Deswegen erklären wir unseren Kunden zu Beginn eines Projekts auch zuerst, dass neben der rein technischen Migration, die heute im Übrigen risikoarm durchgeführt werden kann, die Herausforderungen insbesondere im Change-Management liegen.

 

 

Neben den „großen Vier“ haben wir ja noch eine ganze Menge regionaler Versorger und Stadtwerke. Wie agiert powercloud in diesem Segment?
Gemeinsam mit Partnern haben wir vorkonfektionierte Angebote für Stadtwerke geschaffen. Das ist wichtig, da viele Stadtwerke sich nicht mit der individuellen Auswahl von zusätzlichen Komponenten, wie etwa einem Web-Portal, beschäftigen wollen. Die neue IT-Landschaft muss vom ersten Tag an funktionieren. Da sind erfolgserprobte Kombinationen ein gewichtiges Argument. Auch in Sachen Einführungsszenarien wurden Standards geschaffen. Ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt, der nicht nur zeitliche Vorteile bringt, sondern auch zuverlässig Risiko aus dem Migrationsvorhaben nimmt.

Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Welches sind die nächsten Schritte und die mittelfristigen Ziele?
Natürlich wollen wir auch für Stadtwerke die erste Wahl sein und im Bereich MSB und Netz den Erfolg der powercloud wiederholen. Die Weichen hierfür wurden gestellt und wir sind aktiv an der Umsetzung. Wir wachsen auch außerhalb Deutschlands. Aus Endkundensicht sind die unterschiedlichen Märkte am Ende nicht so unterschiedlich. Deswegen folgen auch die ersten An-bieter dem Erfolgsmodell „Made in Germany“. (pq)


Versorgungsunternehmen: Wie lassen sich die „Cost-to-Serve“ auf 10 Euro absenken?

Digitalisierung, Klimawandel, Blockchain, 5G und Co. – die Megathemen unserer Zeit bündeln sich im Energiesektor wie in einem Brennglas und lösen einen massiven Handlungsdruck bei den Versorgungsunternehmen aus. Dabei rücken vor allem die „Cost-to-Serve“ (CtS) in den Fokus, weil sie im Massengeschäft einen massiven Einfluss auf die sinkenden Margen haben. Ist hier ein Zielwert von 10 Euro erreichbar? Die Antwort von powercloud: ein klares „JA“.  Die Kosten lassen sich um bis zu 75 Prozent senken. Und das Beste: Vorhandene Legacy-Systeme lassen sich heute einfach migrieren.

„Kostendruck“ ist derzeit ein oft gehörtes Wort bei Energieversorgern – kein Wunder: In welcher anderen Branche sind zuletzt so viele neue Wettbewerber aufgetaucht, hat sich das Kaufverhalten der Endkunden so stark gewandelt und sorgt die Digitalisierung für so massive Veränderungen in der Produktentwicklung? Anders gesagt: Während die Automobilindustrie noch über Online-Bestellungen von Pkws per „Klick“ debattiert, ist Vergleichbares in der Energiebranche schon längst Realität. Dass zudem die Corona-Pandemie die Kostensituation der Versorgungsunternehmen weiter erschwert, liegt auf der Hand – zum Beispiel, weil sich die Stromnachfrage aufgrund einer gesunkenen Industrieproduktion abschwächt und digitale Kanäle rasant an Wichtigkeit gewinnen.

Die teure „Legacy“-Bürde vieler EVU

Insgesamt stellt sich also mehr denn je die Frage, wie EVU ihre Kosten signifikant reduzieren können. Dabei schränken vorhandene IT-Strukturen häufig die Einspar-Möglichkeiten ein: Sie sind geprägt von sogenannten Legacy-Softwaresystemen – historisch gewachsene Anwendungen, die nicht selten über 15 Jahre alt sind und auf veralteten Technologien aufbauen. User haben sich an die Lösung gewöhnt und Entscheider fürchten hohe Kosten und Risiken bei der Migration des monolithischen Systems. Kurz und gut: Man blieb lieber „beim Alten“, verhindert eine Anschlussstrategie an die digitale Zukunft und sorgt ganz nebenbei für CtS von 25 bis 80 Euro pro Kunde und Jahr – ein zu hoher Wert, um ausreichend Ertrag zu erwirtschaften, wie zum Beispiel eine Deloitte-Studie betont. Stattdessen sei „auch für etablierte Versorger ein Ziel von 10 € CtS pro Kunde und niedriger (…) erreichbar“, so die Autoren.

 

Aber warum genau sind solche minimalen Kosten mit etablierten Legacy-Systemen kaum möglich?

  • Mangelnde Flexibilität: Die Energiewirtschaft wandelt sich ständig. Bei alten und monolithischen Softwarelösungen erzeugen schon die regulatorischen Formatwechsel in der Marktkommunikation einen viel zu großen Anpassungsaufwand. Und: Neue Ideen von Vertrieb oder Marketing scheitern aus Kostengründen bereits in einer Frühphase an einer drohenden Kostenlawine.
  • Hoher Aufwand: Die Wartung von Eigenentwicklungen und Lösungen mit vielen individuellen Anpassungen lastet die IT-Ressourcen oft (zu) stark aus. Das Ganze ist ein ständiger „Problemherd“.
  • Sicherheitsrisiko: Im Übrigen sind Legacy-Softwaresysteme ein Sicherheitsrisiko und auch neue Compliance-Herausforderungen wie eine veränderte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) lassen sich nur mit aufwändigen Neuprogrammierungen umsetzen.

 

 

 

 

Migration des Legacy-Systems zur einer offenen Cloud Plattform

Letztlich gefährden diese ungelösten Probleme die Wettbewerbsfähigkeit der EVU. Das gilt auch und gerade mit Blick auf neue Marktteilnehmer, die sich durch Nutzung agiler Softwarelösungen positionieren und dabei eine flexible Endkunden-Kommunikation in den Fokus rücken: Viele Versorger bieten immer mehr Produkte und Services an, die eine kundengenaue Tarif- und Preisgestaltung aufweisen. Dazu kommen Themen wie „Smart Meter“ und „Internet of Things“, mit denen die Datenkomplexität und -menge ebenso ansteigt.

In anderen Worten: Immer mehr Daten müssen immer schneller von der Auftragsannahme über die Abrechnung bis zur Zahlung verarbeitet werden. Grundvoraussetzung dafür sind digitalisierte Prozesse im Unternehmen, die entlang von Kundenbedürfnissen entworfen werden. Die Idealwelt beschreibt Gartner als eine „postmoderne Plattform“, also ein cloud-basierter End-to-End-Ansatz. Und genau an dieser Stelle und mit diesem Anspruch setzt die powercloud Plattform an, für die beeindruckende Migrations-Erfolgsgeschichten mit Legacy-Systemen vorliegen. So führte powercloud im letzten Jahr beispielsweise die größte Ablösung von SAP IS-U in Europa mit ca. 4 Millionen Kunden durch, die nun auf powercloud abgerechnet und verwaltet werden.

 

Die Lösungsformel lautet: Standardisierung + Geschwindigkeit bei hoher Flexibilität. Vier zentrale Faktoren sorgen in der Folge für Kostenführerschaft:

  1. Regulatorischen Updates: Regelmäßige Formatanpassungen aufgrund von veränderten gesetzlichen Anforderungen oder im Rahmen der Marktpartnerkommunikation verlangen fristgerechte Anpassungen in der IT. powercloud liefert diese Formatupdates kostenfrei, mehrmals in der Woche und ohne Ausfallzeit per kontinuierlicher Aktualisierung.
  2. Automatisierung: Hochautomatisierte Prozesse sind die DNA von powercloud. Beispiel „Wechselprozesse“: Das System bildet die Wechsel nicht nur gesetzeskonform ab und überwacht den fristgerechten Austausch der Nachrichten mit Marktpartnern, zusätzlich gibt es automatische Clearings und Neustarts von Prozessen (etwa, wenn vom Markt fehlerhafte Nachrichten kommen). Wer bislang diese Aufgaben manuell ausführt, spart hier enorm viel Aufwand ein. Gleiches gilt für die automatisierte Erkennung beziehungsweise die Vermeidung von falschen Rechnungen. Auch die Prozesse rund um die Kündigung beim Vorversorger, Lieferbeginn und -ende sowie eingehende Kündigungen sind hochautomatisiert.
  3. Einfachheit: Die Benutzeroberfläche mit ihren hinterlegten Funktionen und ihrer Bedienungsführung ist aus der Perspektive des Users heraus „gedacht“ und genau das macht sich im Arbeitsalltag massiv bemerkbar. Beispiel „Tarifkalkulation“ – ein Prozess, der in der Vergangenheit viele einzelne Abstimmungsschleifen und Arbeitsschritte erfordert hat: User kalkulieren und simulieren die Tarife auf Basis von Energiepreisen und Margenvorgaben. Netznutzungsentgelte, Steuern, Umlagen und Abgaben fließen mit ein. Das selbsterklärende System unterstützt bei der Entscheidungsfindung.
  4. End-to-End-Ansatz: Das System beinhaltet alle Geschäftsprozesse und Daten, die für den „energiewirtschaftlichen Maschinenraum“ notwendig sind – eine End-to-End-Lösung, bei der aber alle Services auch einzeln buchbar sind. Dazu gehören etwa Abrechnungsprozesse, Marktkommunikation, Zahlungsverkehr, Forderungsmanagement, Rechnungsprüfung, Tarif- und Angebotskalkulation sowie viele weitere Bereiche.
  5. powerApp Store: Hier bieten powercloud und verschiedene Partnerunternehmen über 80 Apps an, die individuelle Anforderungen der EVU abdecken. Beispiele hierfür wären Prognose-Software für den Stromverbrauch und Erweiterungen für gemeinsam genutzte Photovoltaik-Anlagen.

 

Im Zusammenspiel sorgen diese Faktoren für CtS von 10 Euro und weniger. Alles lässt sich schrittweise implementieren und basiert auf einer Open-Source-Architektur, die eine große Unabhängigkeit von Lieferanten und Technologien garantiert. Dazu kommt die Anbindbarkeit und Kopplung an bestehende Systeme – auch in Sachen „Einführungsszenarien“ hat powercloud neue Standards geschaffen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Implementierung der powercloud Plattform beim Grünstrom-Start-up homee. Diese dauerte trotz „social distancing“ und Videokonferenzen nur acht Wochen – vom ersten Kick-Off zum Go-Live. Aufgrund der vollständig digitalisierten Prozesse im Hintergrund ist homee mit seinem innovativen Energieangebot stromee in der Lage, eine Grundgebühr von unter EUR 5,00 sowie die Einkaufspreise für Ökostrom aus Wasserkraft eins zu eins an die Kunden weiterzugeben – ein herausragendes Beispiel dafür, welchen Einfluss eine zeitgemäße energiewirtschaftliche IT-Struktur auf die CtS haben kann.

 

 

 

 

Über den Autor

Marco Beicht, im südbadischen Achern geboren, ist Gründer und CEO von powercloud. Bis heute lebt und arbeitet er in Achern, dem Sitz der powercloud GmbH, die in naher Zukunft einen hochmodernen und klimaneutralen IT-Campus als neuen Firmensitz erhält. Gleich nach dem Abitur gründete Marco Beicht sein erstes Software-Start-Up, im Anschluss an sein Studium spezialisierte er sich auf eCommerce. Heute ist Marco Beicht Geschäftsführer und Gesellschafter verschiedener Energie-, Software- und Investment-Unternehmen.

 

Referenzen

https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/de/Documents/energy-resources/deloitte-studie-transformation-energieversorger-2018.pdf

 

 

Porträt Marco Beicht

Auch in der Energiewirtschaft ist Digitalisierung das Schlagwort der Stunde. Dass mit ihr große Chancen, aber auch Herausforderungen einhergehen, hört und liest man praktisch jeden Tag, ergänzt um den Hinweis, die Potenziale der Digitalisierung seien längst noch nicht ausgeschöpft, was neue Geschäftsmodelle, mehr Effizienz und zusätzliche Gewinne betrifft. Wenn Marco Beicht über seine Firma powercloud spricht, fällt das D-Wort nicht einziges Mal. Dabei ist Beicht mit seinem Start-up genau damit beschäftigt – den digitalen Wandel voranzutreiben. Der 36-jährige Unternehmer aus dem Schwarzwald spricht lieber in konkreten Bildern und Beispielen. „Es ist nicht mehr der Zähler an der Wand“, sagt er. „In einer modernen Energiewirtschaft kann der Kunde seinen Vertrag online verwalten, über ein Webportal oder über eine App.“ Im alten System, sagt Beicht, stehe Strom entweder für negative oder für gar keine Emotionen. „Er kommt aus der Steckdose und dann kommt die Rechnung, mehr ist es nicht.“ Im neuen System hingegen gehe es um den Kontakt zu den Kunden, darum, Lösungen anzubieten.

EnBW und E.ON sind Kunden
Damit Energieversorger diesen Schritt vom reinen Stromverkäufer zum Stromdienstleister gehen können, liefert Beichts Firma quasi das Betriebssystem. Über eine cloudbasierte Software-as-a-Service-Lösung hilft sie den Energieunternehmen bei Vertrieb, Abwicklung und Abrechnung. „Wir sind der energiewirtschaftliche Maschinenraum“, sagt Beicht. „Wir heben die Versorger in die neue Welt.“ Mittlerweile verwaltet powercloud nach eigenen Angaben sieben Millionen Endkundenverträge.

Geboren wurde Marco Beicht im südbadischen Achern. Bis heute lebt und arbeitet er in der Kleinstadt im Westen Baden-Württembergs. Auch seine Firma hat dort ihren Sitz. Gleich nach dem Abitur gründete er sein erstes Software-Start-up und ging zum Studieren nach Karlsruhe. „Eigentlich wollte ich Techniker werden“, sagt er. „Aber das Informatik-Studium lag mir nicht, obwohl ich ein gutes technisches Verständnis habe.“ Also wechselte er zu BWL. 2012 gründete er powercloud. Steil aufwärts geht es für den Cloud-Software-Anbieter seit drei Jahren, als EnBW sich dazu entschloss, zu powercloud zu wechseln.

Damit hatte Beicht nicht nur erstmals einen der ganz großen Energiekonzerne als Kunden gewonnen. Er machte nun auch dem Software-Riesen SAP Konkurrenz, mit dem EnBW zuvor zusammengearbeitet hatte. Dass ein „etwas wilderes Unternehmen“ wie powercloud ein etabliertes Schwergewicht wie SAP ausstechen kann, erklärt Beicht pragmatisch: „Die Großen haben Angebote, die für viele Branchen passen“, sagt er. „Was wir liefern, ist aber maßgeschneidert für die Energiewirtschaft.“ Die Strategie hat Erfolg. Wenige Monate nach EnBW folgte Eon. Auch der Branchenprimus stellt seine Systeme jetzt auf powercloud um. „Die Umstellung dauert drei bis vier Jahre“, sagt Beicht. „Mit E.ON sind wir jetzt im zweiten Jahr.“ Anfang des Jahres erwarb der US-Investor General Atlantic einen Minderheitsanteil an Beichts Firma. Als nächsten Schritt peilt der Betriebswirt die Marktführerschaft in Deutschland an. In ein bis zwei Jahren soll es soweit sein.

 

 

Abrechnungslösung fürs E-Auto-Laden
„Ich bin fortschrittsgetrieben“, sagt Beicht. „Wenn ich sehe, dass Dinge nicht gut laufen, will ich das ändern.“ Und gerade im Energiesektor sei der Bedarf an Veränderung sehr groß. In Achern beispielsweise gebe es auf jedem dritten Haus ein Solardach. „Viele fallen bald aus dem EEG, dann stellt sich die Frage, was kommt danach?“ Das Thema Speicherung werde dann noch wichtiger, genauso wie Peer-to-Peer-Lösungen, etwa wenn man den Solarstrom für die E-Mobilität nutzt. Mit der Tochter-Firma chargecloud bietet Beicht nun auch die Verwaltung und Abrechnung von Ladeinfrastruktur für E-Autos an. „Wenn wir es nicht machen, dann macht es Tesla oder China“, sagt er. „Das müssen wir verhindern.“ Es sei ärgerlich, wie viel Wertschöpfung immer noch verschwendet werde. Das müsse nicht sein. „Selbst in Afrika gibt es teilweise smartere Lösungen.“ Dort sei es üblich, Stromrechnungen übers Handy zu zahlen, während hierzulande nicht einmal Zahlungen per Kreditkarte oder Paypal möglich seien. „Dabei wäre das doch eine gute Sache.“

Auch für die Zukunft hat Beicht viel vor. „Ich bin gut darin, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren“, sagt er. Vielen Start-ups passiere es, dass sie sich mit der Zeit „verrennen“, weil Angebote kommen, die in eine andere Richtung führen und so von der ursprünglichen Zielsetzung ablenken. „Wir haben auch solche Angebote bekommen, aber alle abgelehnt.“ Nötig sei, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Nämlich: „Ob in der Energiewirtschaft oder im Bereich öffentlicher Nahverkehr – wir machen nur Infrastruktur. “ Neben einem Büro in Leipzig und einer Niederlassung in Köln soll im nächsten Jahr auch der erste Standort im Ausland eingerichtet werden, „in Südeuropa“. Genaueres will Marco Beicht noch nicht sagen. In fünf bis sechs Jahren soll powercloud schließlich die Nummer-Eins-Plattform in Europa sein. Und Beichts „Vision“ soll Realität geworden sein: Dass man für einen Wechsel des Stromanbieters nur noch ein Foto vom Zähler und der alten Rechnung zu machen braucht – und in zwei Minuten alles erledigt hat. Verena Kern

Wer rettet das Klima? Die Politik oder der Einzelne?
Beide. Am Ende des Tages muss der Einzelne das Klima retten, aber die Politik muss dafür den Rahmen schaffen. Die neue Dienstwagenregelung für Elektroautos und den Aufbau der Ladeinfrastruktur begrüße ich sehr, das geht in die richtige Richtung.

Auf welchen Flug würden Sie nie verzichten?
Eine schwierige Frage. Ich bin an vier Tagen in der Woche beruflich unterwegs, aus zeitlichen Gründen ist es oft nicht möglich, auf das Flugzeug zu verzichten. Innerhalb Deutschlands nehme ich lieber die Bahn, das kostet weniger Zeit und ich kann dabei gut arbeiten.

Wer in der Energie- und Klimawelt hat Sie beeindruckt?
Frank Mastiaux, der Chef von EnBW. Er hatte vor drei Jahren den Mut, mit uns als kleinem Start-up zusammenzuarbeiten. Das war beeindruckend – und es hat sich für beide Seiten ausgezahlt.

Welche Idee gibt der Energiewende neuen Schwung?
Alle dezentralen Themen geben neuen Schwung. Die Zukunft sind nicht große Kraftwerke, sondern viele kleine Erzeuger und Peer-to-Peer-Lösungen.