10 Jahre powercloud: Vom Start-up zu dem am schnellsten wachsenden Abrechnungssystem der Energiebranche

Wie kommt man auf die Idee, eine cloudbasierte Billing-Plattform für den streng regulierten Energiemarkt zu entwickeln? Überraschenderweise steht die Antwort auf diese Frage zu Beginn nicht im Zentrum der powercloud Geschichte. Diverse Wendungen prägen den Weg des Unternehmens in den ersten Jahren. Aus Anlass unseres 10-jährigen Bestehens blicken wir zurück auf die Anfänge und den Werdegang von powercloud.

 

Aller Anfang ist … anders: Als Marco Beicht im Juni 2012 sein Unternehmen powercloud gründet, hat er zunächst die Vertriebsprozesse und das Produktmanagement der Energieversorger im Blick. Aus damaliger Sicht war das ein naheliegender Ansatz, wenn man weiß, dass Marco zuvor E-Commerce-Lösungen für Telekommunikationsunternehmen entwickelt hatte – Vertrieb und Produktentwicklung waren Teil seiner „professionellen DNA“. Das erste Produkt von powercloud für die Energiewirtschaft ist passenderweise eine Lösung für die Berechnung von Wechselboni bzw. flexiblen Boni. „Das war nicht so einfach, wie es vielleicht klingt, denn viele Energieversorger konnten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mit differenzierten Preislisten kalkulieren. Die IT-Systeme gaben das einfach nicht her“, erklärt Marco.

In der Folge kristallisiert sich bereits mit den ersten Kunden von powercloud – zumeist Energie-Discountern – heraus: Die Rechnungs-Abwicklung der (komplexer werdenden) Produkte ist ein großes Problem. Sie entwickelt sich zu einem Kostentreiber sowie Innovationshemmnis und ihre reibungslose Umsetzung wäre im Umkehrschluss der entscheidende „Hebel“ für eine wachsende Produktivität. Die Entwickler von powercloud schaffen somit die Basis für eine umfassende Billing-Plattform, wobei interne und externe Faktoren zum Erfolg führen: Auf der einen Seite verfügt das noch junge Start-up über viel Wissen rund um E-Commerce, Digitalisierung und Co. Auf der anderen Seite sind die ersten Kunden ebenso „neu“ im Markt und aufgeschlossen gegenüber innovativen technologischen Ansätzen. „Gemeinsam haben wir zielgerichtet eine hochproduktive Lösung rund um Marktkommunikation, die Abrechnung und die Buchhaltung entwickelt“, bestätigt Marco. „Genau das sind die kritischen Prozesse im Herzen eines jeden Energieversorgers.“


Neue Anteilseigner, wachsender Kundenstamm

Vier Jahre nach der Gründung im Jahr 2016 kommt der erste große Energieversorger auf powercloud zu. Gemeinsam startet man ein Pilotprojekt, bei der die noch junge Billing-Technologie als IT-Herzstück einer Öko-Strom-Marke eingesetzt wird. Es wird offensichtlich: powercloud ist ein riesiger Effizienz-Zugewinn für Energieversorger. Von da ab führt der Weg ausnahmslos bergauf: Zahlreiche EVUs entscheiden sich für die Plattform.

2019 steigt der amerikanische Investor General Atlantic bei powercloud ein. Das Jahr entwickelt sich in vielfacher Hinsicht zu einem Wendepunkt in der Firmengeschichte: Die Mitarbeiterzahl steigt über die „magische“ Marke von 50 und der erste große Kunde migriert erfolgreich vollständig auf powercloud. „Das Jahr stellt einen Durchbruch dar. Wir hatten uns endgültig im Markt etabliert und schufen zugleich eine immer wirkungsmächtigere Lösung für die Versorger“, so Marco.

Parallel zu diesen Erfolgen eröffnet powercloud im Laufe der Jahre neue Standorte – 2018 in Leipzig und 2020 in Berlin. 2021 folgen Paris, Mailand, Madrid und Atlanta. Die Pandemie der letzten Jahre ist für powercloud dann wie für so viele andere Unternehmen eine Herausforderung. In der Folge arbeiten die Mitarbeiter von einem auf den anderen Tag vom Homeoffice aus, was für ein internationales Softwareunternehmen nicht einfach ist, denn powercloud unterstützt seine Kunden vor Ort und arbeitet in kooperativen Teams. Trotzdem bleibt die powercloud in Bewegung startet 2020 den powerApp Store – ein großer Schritt, denn hiermit lässt sich die gesamte digitale Infrastruktur der EVU gewissermaßen „plattformisieren“. Den Energieversorgern öffnet sich eine Welt von Möglichkeiten, mit der sie auf den Wandel von Märkten und Infrastruktur radikal schnell reagieren – ohne aufwändige IT-Integrationsprojekte.

Aber powercloud spricht mit seiner Lösung nicht nur die großen Energieversorger an. Im vergangenen Jahr rücken die Stadtwerke verstärkt in den Fokus der unternehmerischen Strategie, denn die regional verankerten Versorger bilden das Rückgrat der deutschen Energiewirtschaft. Sie punkten beispielsweise mit einem differenziertes Produktportfolio, zu dem neben dem klassischen Energieangebot auch Wallboxen, E-Roller oder Schwimmbad-Jahreskarten gehören. Folglich können Stadtwerke zum Beispiel eine „kostenlose“ Jahreskarte mit einem umfangreichen E-Mobilitäts-Service und Stromtarifen kombinieren. „Diese und ähnliche Produkte sind mithilfe des powercloud Kerns in wenigen Schritten umsetzbar. Regionale Versorger und Stadtwerke sind in unseren Fokus gerückt“, bestätigt Marco.

Ein besonderer Erfolg im vergangenen Jahr, war der Zuschlag für die Umsetzung der neuen Thüga-Abrechnungsplattform (TAP): Gemeinsam mit mehreren Partnern und Accenture als Generalunternehmer entwickeln unsere Experten eine Backend- und Frontend-Lösung für insgesamt 38 Stadtwerke mit rund 15,5 Millionen Zählpunkten, die sich unter dem Dach der TAP versammeln. Damit entwickeln wir die powercloud Plattform erstmals nicht nur für die Marktrolle Lieferant, sondern auch den Netzbetreiber weiter.

Last but not least gibt es aktuell ein bauliches Symbol für das Wachstum und die Zukunft des Unternehmens: In Achern entsteht ein IT-Campus, der rund 350 IT- und Software-Experten als Wohn- und Arbeitsquartier dienen wird. „Das ist ein wesentlicher Faktor für unsere zukünftige Entwicklung, denn wir wollen mithilfe des Campus viele Talente nach Achern locken – auch aus dem Ausland“, bestätigt Marco.


10 Jahre powercloud

Wir haben in den letzten Jahren ideale Voraussetzungen für den weiteren Erfolg der powercloud erschaffen. Vom kleinen Startup aus dem Schwarzwald zum 350 Mitarbeiter*innen starken Marktführer in Deutschland, mit ersten Kunden im Ausland. Gleichzeitig bleiben wir am Ball, arbeiten gemeinsam mit unseren Partnern kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Optimierung der powercloud.

10 Jahre powercloud, über 10 Millionen Endkunden auf der Plattform, über 11 Mrd. Euro Umsatz in der Abwicklung auf unserer Plattform. Es fühlt sich nicht nach 10 Jahre an. Unser Weg hat gerade erst begonnen.

 

 

Alles ist auf den Kooperationsgedanken ausgerichtet

38 EVUs mit unterschiedlichen Anforderungen auf einer Plattform – das soll die Thüga Abrechnungsplattform (TAP) meistern. Welche Rolle dabei die einzelnen Dienstleister übernehmen, erklären die beiden Powercloud-Geschäftsführer Marco Beicht und Zoran Petrovic in einem Interview mit der ZfK, der Zeitung für kommunale Wirtschaft:

 

Accenture wird als Generalunternehmen die TAP für die Thüga entwickeln und bereitstellen. Mit im Boot sind BTC, Klafka & Hinz und Powercloud. Wie darf man sich Ihre Zusammenarbeit vorstellen?

Zoran, Managing Director & CSO bei powercloud:
Eine Plattform, dazu ein Team aus verschiedenen Partnern – so könnte man ganz allgemein unsere Arbeit und die Philosophie hinter der Powercloud Plattform zusammenfassen, denn unsere Lösung steht für eine große Offenheit. Deshalb ist es zum Beispiel sehr einfach, die unterschiedlichsten Software-Lösungen von anderen Unternehmen per App in unser Ökosystem zu integrieren. Alles ist auf diesen Kooperationsgedanken ausgerichtet. Das unterscheidet uns von anderen Anbietern und hat letztlich auch die TAP überzeugt. Das Motto lautet also: Weg von der monolithischen Lösung der Vergangenheit, hin zur flexiblen Plattform der Zukunft. Hier kann jeder seine Stärken ausspielen.

Was für Rollen nehmen die Partner jeweils ein?

Marco, Gründer und CEO bei powercloud:
Accenture der Generalunternehmer, übernimmt damit die Gesamtsteuerung und ist zentraler Ansprechpartner für die einzelnen Projekte sowie Migrationsaufgaben. Experten von Accenture werden die neue TAP-Plattform auf der Basis von powercloud aufbauen und einrichten, während wir uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: die Powercloud Plattform nicht nur für die Marktrolle Lieferant, sondern auch den Netzbetreiber weiterentwickeln. Darüber hinaus unterstützen wir selbstverständlich beim Onboarding und bei der Unterstützung des späteren Betriebs.

Zoran:
BTC als lokaler Partner für Systemintegration & Support verstärkt das Team mit energiewirtschaftlichen Prozesskenntnissen. Das Unternehmen verfügt über großes technologisches Know-how und hat langjährige Erfahrung in der Unterstützung deutscher EVU. Die Klafka & Hinz Energie-Informations-Systeme GmbH liefert die regulierten EDM-Prozesse für Strom/Gas für Vertrieb und Netz, Messwert- und Zeitreihenmanagement. Alle Prozesse werden nahtlos in die Plattform integriert.

Welche Funktionen übernimmt Powercloud im späteren unternehmerischen Prozess? 

Marco:
Auf der Plattform erfolgen letztlich alle regulatorischen Prozesse wie Marktkommunikation, Verbrauchstellen- und Netznutzungsmanagement. Wir sorgen immer dafür, dass alle regulatorischen Anforderungen an die Marktkommunikation eingehalten werden. Dazu kommen das Abrechnungs- und Vertragsmanagement. Man könnte zusammenfassend sagen: Wir stellen das energiewirtschaftliche Herzstück der neuen TAP-Plattform bereit.

Zoran:
Letztlich verwalten wir die gesamten Stammdaten und sind für alle Finanzprozesse zuständig – von der Rechnung, über den Zahlungseingang bis zu Mahnung. Alles wird für das Hauptbuch aggregiert. Und die Lösung steht für alle Marktrollen – also Lieferant, Messstellenbetreiber und Netzbetreiber – sowie für Strom, Gas, Wasser, Wärme/Kälte, B2C- und B2B-Kunden zur Verfügung. Powercloud ist somit vor allem für den Back- und Mid-Office-Bereich verantwortlich. Accenture erweitert unsere Lösung aber um einen standardisierten digitalen Layer inklusive eigener Oberfläche für Frist-Level-Service-Prozesse.

Wie groß war die Freude über den Zuschlag?

Marco:
Die Entscheidung der TAP ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, den wir gebührend feiern werden. Wir kommen damit unserem Ziel, eine zentrale und hocheffiziente Cloud-Lösung für die deutsche Energiewirtschaft zu betreiben, ein großes Stück näher. Übrigens kann man die Bedeutung dieses Meilensteins auch anhand der Reaktionen des Marktes beschreiben: Ich habe von über 100 Energieversorgern sowie von zahlreichen Partnern und Softwareherstellern Glückwünsche erhalten.

Zoran:
Wir haben einen längeren Weg hinter uns, der mit unserer Mitarbeit an der verbandsübergreifenden Initiative .IT­Plattform der Zukunft“ begann. Es hat uns sehr gefreut, dass dieses Projekt in der TAP mündete und wir jetzt den Zuschlag für die neue Lösung bekommen haben – ein sensationelles Ergebnis.

Worin besteht die große Herausforderung bei der TAP und wie genau sorgt ihr System für effiziente unternehmerische Prozesse? 

Zoran:
Die Powercloud soll der passende energiewirtschaftliche Maschinenraum für alle Energieversorgungsunternehmen sein. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie eher klein oder ganz groß sind. Das ist eine Herausforderung, die für uns nie abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Wir wollen natürlich laufend besser werden – zum Beispiel mithilfe von Künstlicher Intelligenz.Unser Versprechen ist es, dass alle TAP-Teilnehmer von diesen und weiteren Innovationen profitieren und somit für die Herausforderungen der Zukunft perfekt aufgestellt sind – von der Digitalisierung bis zum demographischen Wandel.

Marco:
Man sollte an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass die TAP heute schon 38 EVUs unterschiedlichster Größen zusammenfasst. Das war alles andere als eine leichte Aufgabe die Anforderungen unter ein Dach zu bringen. Gleichzeitig liegt darin aber auch die große Chance für die Teilnehmer, weil sich erhebliche Synergieeffekte durch die Vereinheitlichung ergeben. Das passt perfekt zu unserer Powercloud-Strategie die wir seit fast zehn Jahren schon verfolgen: Ein standardisierter Maschinenraum für die Energiewirtschaft bei Unternehmen unterschiedlicher Größen – vom kleinen Startup bis zu Energieriesen wie E.ON, EWE, EnBW oder Lichtblick. Heute bieten wir ein vielfach praxiserprobtes Standard-Cloudprodukt an, auf das die TAP­Plattform direkt aufsetzen kann. Eine klassische Win:Win Situation.

 

 

Quelle: ZfK (https://www.zfk.de/digitalisierung/it/alles-ist-auf-den-kooperationsgedanken-ausgerichtet, 2021-11-30)